Festetics

[466] Festetics (spr. -titsch), de Tolna, ungar. Grafenfamilie, deren Ahnen im 17. Jahrh. aus Slawonien (Turopolye) nach Ungarn einwanderten. Der ältere Zweig der Familie wurde 1766 in den Grafenstand erhoben, der jüngere 1857. Nennenswert sind:

1) Joseph, Graf von, 1694–1757, kaiserlicher Reitergeneral, der sich besonders 1742 vor Prag und 1745 in Schlesien auszeichnete und für die Einnahme von Kosel die Grafenwürde erhielt. – 2) Paul, Graf von, 1725–82, einflußreicher Rat Maria Theresias, Vizepräses der Hofkammer. – 3) Georg von, 1755–1819, diente zuerst in kaiserlichen Diensten, wurde aber 1790, als er in seiner Stellung als Oberst-Stellvertreter eines Husarenregiments ein Gesuch an den Reichstag richtete, wonach in ungarischen Regimentern als Offiziere nur Ungarn verwendet werden sollten, längere Zeit gefangen gehalten und zog sich dann, in Ungnade gefallen, nach Keszthely zurück, wo er 1797 im Geiste Thaers und Fellenbergs die erste ungarische landwirtschaftliche Schule, das Georgikon, gründete. 1902 wurde ihm in Keszthely ein Denkmal gesetzt. – 4) Georg von, 1815–79, Politiker, war von 1867–71 Minister um die Person des Königs. – 5) Andor (Andreas), Graf von, geb. 1843, wirkte als Minister für Landwirtschaft von 1894–95. – 6) Thassilo II., Graf, geb. 1850, Sohn des gleichnamigen Generals der Kavallerie (gest. 1883), jetziger Besitzer der Musterwirtschaft und des Gestütes Keszthely; seine Gemahlin, Lady Mary Douglas-Hamilton, war in erster (durch päpstliche Entscheidung getrennter) Ehe mit dem Erbprinzen (jetzigen Fürsten) Albert von Monaco vermählt. – 7) Andor von, geb. 1857, Schriftsteller und von 1887–1902 Direktor des Nationaltheaters in Budapest; gegenwärtig Inspektor der Provinztheater. – 8) Maria, Gräfin, geb. 1839, war seit 1870 Hofdame, stete Begleiterin und Vertraute der Kaiserin Elisabeth von Österreich auf ihren Reisen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 466.
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