Tivŏli

[578] Tivŏli, Stadt in der ital. Provinz Rom, in schöner Lage, 232 m ü. M., am Abhange der Sabinerberge, am linken Ufer des Aniene (Teverone), der hier die berühmten, 1835 durch einen Bergdurchstich veränderten Wasserfälle bildet (s. Anio), an der Bahn Rom-Sulmona-Castellammare Adriatico und der Dampfstraßenbahn Rom-T., Bischofssitz, hat ein Seminar, Gymnasium, Technische Schule, eine Korrektionsanstalt, ein Denkmal des Prinzen Amedeo von Savoyen (1903) und (1901) 11,933 (als Gemeinde 13,396) Einw. T. ist das alte Tibur (s. d.), von dessen Überbleibseln vor allen die 2 km südwestlich gelegenen Reste der Villa des Kaisers Hadrian zu erwähnen sind. Auf steilem Felsen über den wasserdurchrauschten Anioklüften thront der sogen. Sibyllen- oder Vestatempel, eine runde Cella mit einem äußern Kreis von kannelierten korinthischen Säulen; daneben ein zweiter, viereckiger Tempel, den man dem Stadtheros Tiburtus oder dem Herkules zuweist. Von den neuern Bauten sind namentlich das mächtige Kastell Papst Pius' IV. und die Villa d'Este, ein malerisch angelegter Renaissancebau (von Pirro Ligorio, seit 1549) mit unvergleichlichen, terrassenförmig abgestuften Gartenanlagen mit prächtigen Treppen, Grotten, Wasserwerken, bemerkenswert. Seit 1892 wird die Wasserkraft des Aniene zu elektrischer Beleuchtung von T. und Rom und zum Betriebe von industriellen Anlagen, namentlich Papierfabriken, ausgenutzt. 6 km westlich von T. liegt die malerische alte Aniobrücke Ponte Lucano mit dem Rundgrab der Familie Plantia. 9 km westlich Bagni (Aquae Albulae) mit stark besuchten, schon in der römischen Kaiserzeit benutzten Schwefelbädern (24°). Vgl. Sebastiani, Viaggio a Tivoli (Foligno 1828); G. A. Müller, Die Tempel zu T. etc. (Leipz. 1899). – Der Name T. wird auch zur Bezeichnung von Vergnügungsorten mit Gartenanlagen, Schauspiel etc. gebraucht.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 578.
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