Utrechter Kirche

[983] Utrechter Kirche (Römische Katholiken von der altbischöflichen Klerisei), eine im 18. Jahrh. entstandene Absplitterung der katholischen Kirche in Holland. Im evangelisch gewordenen Holland wählte während des 17. Jahrh. das Utrechter Domkapitel nach wie vor Kandidaten für den erzbischöflichen Stuhl, die von Rom als Generalvikare mit einem Erzbischoftitel in partibus bestätigt wurden. Zwischen ihnen und den jesuitischen Missionspriestern kam es bald zu Streitigkeiten, die durch die jansenistischen Wirren verschärft wurden. Gegen den Generalvikar Peter Codde in Rom erhobene Anklagen auf Jansenismus (s. d.) führten 1702 zu seiner Absetzung. Das Utrechter Kapitel erkannte aber diesen Spruch nicht an, ebensowenig die Bulle Unigenitus (s. d.). Als dem nach Coddes Tod (1710) gewählten Nachfolger Cornelius Steenoven die päpstliche Bestätigung verweigert wurde, kam es 1723 zur Gründung eines eignen, bald vom Staat anerkannten Kirchenwesens (im Volke Jansenistenkirche genannt), dem der Erzbischof von Utrecht und die Bischöfe von Haarlem (1742) und Deventer (1758) vorstanden. Unter Clemens XIV. kam es vorübergehend zur Annäherung an Rom. Im 19 Jahrh. verschärfte sich der Gegensatz infolge der Errichtung der römisch-katholischen Hierarchie in Holland (1853), der Dogmatisierung der unbefleckten Empfängnis Mariä und der Unfehlbarkeit des Papstes. Zu den deutschen Altkatholiken trat die U. K. in nahe Beziehung. Zurzeit gehören ihr 28 Gemeinden mit etwa 9000 Seelen an. Vgl. Nippold, Die altkatholische Kirche des Erzbistums Utrecht (Heidelb. 1872); J. Gloël, Hollands kirchliches Leben (Wittenb. 1885).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 983.
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