Villiers-sur-Marne

[171] Villiers-sur-Marne (spr. wiljē-ßür-márn'), Flecken im franz. Depart. Seine-et-Oise, Arrond. Corbeil, 2 km vom linken Marneufer, an der Ostbahn gelegen, mit einem schönen, modernen Schloß, einem Fort der neuen äußern Befestigungslinie von Paris und (1906) 2247 (als Gemeinde 2552) Einw. – Die Kämpfe vom 30. Nov. und 2. Dez. 1870 zwischen der Pariser Armee und den Deutschen werden unter dem Namen der Schlacht von V. zusammengefaßt. Nach einem zwischen Trochu und Gambetta verabredeten Plan sollte die zweite Pariser Armee unter Ducrot die östliche Zernierungslinie durchbrechen und sich in Fontainebleau mit der von Orléans vordringenden Loirearmee vereinigen, worauf dann beide Armeen sich auf die deutsche Zernierungsarmee werfen sollten. Nach einigen kleinern Ausfällen an verschiedenen Punkten der Zernierungslinie, um die deutsche Heeresleitung irrezuführen, erfolgte am Morgen des 30. Nov. der große Ausfall gegen das an der Marne gelegene Plateau von V. das von der württembergischen Division besetzt war, zu deren Unterstützung die 24. (sächsische) Division eben die Marne überschritt. Mit drei Korps (über 100,000 Mann) ging Ducrot auf acht Brücken über die vielfach gekrümmte Marne und warf sich auf die Dörfer Brie und Champigny, als eben die Sachsen Vorposten bezogen hatten, nahm die beiden Dörfer und drängte die Zernierungstruppen in die Linie V.-Coeuilly zurück. Die Kanonen der Forts Rosny, Nogent und Mont Avron unterstützten den Ausfall. Alle weitern Angriffe der Franzosen wurden zurückgeschlagen und jene wichtige Linie behauptet. Der Feind zog sich abends nach Champigny und Brie zurück, hielt diese Dörfer besetzt und führte den größten Teil der Truppen auf das rechte Marneufer zurück. Der Durchbruchsversuch war mißlungen und wurde 1. Dez. nicht erneuert. Um die beiden Dörfer um jeden Preis den Franzosen zu entreißen. wurden schon 1. Dez. starke Truppenmassen in dem Abschnitt zwischen Seine und Marne konzentriert, mit denen Prinz Georg von Sachsen die Franzosen über die Marne zurückwerfen sollte. Am 2. Dez. morgens 7 Uhr gingen die Württemberger gegen Champigny, die Sachsen gegen Brie vor. Jene drangen in das Dorf ein, kamen bis in die Mitte des Dorfes und behaupteten diese Stellung, von preußischen Bataillonen unterstützt. Die Sachsen nahmen Brie, litten aber sehr durch das Feuer der Forts und mußten abends das in Trümmern liegende Dorf räumen. Die Franzosen hatten auch das Plateau von V. von neuem angegriffen. Der Kampf wurde bis nach Einbruch der Dunkelheit fortgesetzt; schließlich behaupteten die Deutschen die Stellung Noisy-le-Grand-V.-Coeuilly. Ducrot hatte beim Einbruch der Nacht Brieund die eine Hälfte von Champigny noch im Besitz, brachte den 3. Dez. unter kleinen Scharmützeln hin, räumte in der folgenden Nacht und am Morgen des 4. beide Dörfer, ging zurück und brach die Brücken hinter sich ab. Der Plan des großen Ausfalls war gescheitert. Die Franzosen verloren an den beiden Schlachttagen 10–12,000 Mann, darunter gegen 1600 Gefangene; die Deutschen 270 Offiziere und 5500 Mann. Vgl. v. Niethammer, Die Schlacht bei V. (Stuttg. 1881); E. v. Schmid, Die Schlachten bei V. und Champigny (Berl. 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 171.
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