Châlons-sur-Marne

[864] Châlons-sur-Marne (spr. schalóng-ßür-marn'), Hauptstadt des franz. Depart. Marne, an der Marne und dem Marne-Rheinkanal, Knotenpunkt der Ostbahn, in einer anmutigen Ebene der Champagne, hat gerade und reinliche Straßen, hübsche Anlagen (Jard), eine schöne Kathedrale, St.-Etienne, aus dem 13. Jahrh. und eine Kirche Notre Dame, 1158–1322 im Übergangsstil erbaut, mit zwei spitzen Türmen und schönen Glasgemälden; sonstige bemerkenswerte Bauwerke sind das Präfekturgebäude und das Stadthaus (von 1771). Die Stadt zählt (1901) 26,540 Einw. Erwerbsquellen sind vorzüglich Fabrikation von Champagnerwein (große Kellereien), Leder, Schuhwaren, Wirk und Seilerwaren sowie Handel mit Getreide, Wolle etc. C. ist Sitz eines Präfekten, eines Bischofs, des Generalkommandos des 6. Armeekorps. eines Handelsgerichts und hat eine Kunstgewerbeschule, ein Collège, ein großes Seminar, Bildungsanstalten für Lehrer und Lehrerinnen, eine Bibliothek von 30,000 Bänden, ein Archiv, eine Ackerbau- und Gewerbekammer, ein Irrenhaus und andre Wohltätigkeitsanstalten. – C. war unter dem Namen Catalaunum oder Durocatalaunum die Stadt der Katalaunen und eine der vornehmsten Städte von Gallia belgica. In ihrer Nähe besiegte Kaiser Aurelianus den Usurpator Tetricus 273 n. Chr., während die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern, in der das Heer Attilas 451 von den Römern unter Aëtius und den Westgoten unter Theo derich überwunden ward, genauer bei Troyes stattfand. 643,931 und 947 ward die Stadt erobert und verwüstet. Sie stand unter dem Bischof von C. 1589 verlegte Heinrich IV. das Parlament von Paris nach C. Am 5. Febr. 1814 eroberten die Preußen unter Yorck die Stadt. Das Lager von C., von Napoleon III. 1856 zunächst als Übungslager für die französische Armee errichtet, wurde 1857 zum erstenmal bezogen (vgl. Espitallier, Les origines du Camp de C., Par. 1895). Hierher zogen sich im August 1870 nach dem Abmarsch Canroberts nach Metz und den Siegen der Deutschen bei Weißenburg und Wörth die Trümmer der Armee Mac Mahons und des Korps de Faillys zurück, und aus ihnen und dem neugebildeten 12. Korps organisierte Mac Mahon während der Schlachten bei Metz die »Armee von C.«, mit der er seit 21. Aug. den Zug ausführte, der mit der Kapitulation von Sedan endete. Vgl. Barbat, Histoire de la ville de C. (Châlons 1854–60); Barthélemy, Histoire de la ville de C. (2. Aufl., das. 1888).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 864.
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