Wiedehopf

[593] Wiedehopf (Upupa L.), Gattung der Klettervögel aus der Familie Hopfe (Upupidae), gestreckt gebaute Vögel mit sehr langem, dünnem, schwach gebogenem, spitzem Schnabel, kurzen Füßen und kurzen Zehen, großen, breiten, stark abgerundeten Flügeln, mittellangem, gerade abgestutztem Schwanz und eine Federhaube auf dem Kopf. Der gemeine W. (Kotvogel, Kuckucksknecht, Kuckucksküster, Gänsehirt, Bubbelhahn, Upupa epops L., s. Tafel »Klettervögel I«, Fig. 5) ist 29 cm lang, 45 cm breit, auf der Oberseite lehmfarbig, auf den Flügeln schwarz und gelblichweiß quergestreift, an der Unterseite lehmgelb, an den Bauchseiten schwarz gefleckt; die Federhaube ist dunkel rostgelb, jede einzelne Feder an der Spitze schwarz; der Schwanz ist schwarz mit weißem Bande. Der W. (das bedeutet soviel wie »Holzhüpfer«) bewohnt ganz Europa, Nord- und Mittelasien bis Japan, weilt bei uns von April bis August und findet sich im Winter in ganz Afrika und Indien. Er bevorzugt baumreiche Ebenen und Viehweiden, lebt einsam oder in Familien, nährt sich von Insekten und deren Maden, die er namentlich aus Kothaufen hervorzieht, auch durch Hämmern und Meißeln nach Art der Spechte zu erlangen sucht. In Afrika siedelt er sich in Dörfern, selbst in Städten an, bei uns aber ist er scheu und sehr vorsichtig. Er schreitet auf dem Boden gewandt einher, fliegt ruckweise und trägt den Schopf spitz nach hinten gelegt. Weil sein Schnabel lang, die Zunge aber sehr kurz ist, muß er die Nahrung emporwerfen und auffangen. Sein Nest steht gewöhnlich in Baumhöhlen, besonders in Weiden, auch in Mauerlöchern, Felsritzen oder auf dem Boden, er legt Mitte Mai 4–7 schmutzig grünlichweiße oder gräuliche, in der Regel weiß punktierte Eier (s. Tafel »Eier I«, Fig. 12), die das Weibchen in 16 Tagen ausbrütet. Da die Alten den Kot der Jungen nicht fortzuschaffen vermögen, so verbreitet das Nest bald einen abscheulichen Gestank, und die Vögel tragen diesen auch nach der Brutzeit noch eine Zeitlang an sich. In der Gefangenschaft wird der W. sehr zahm und schreitet auch zur Fortpflanzung. Seit dem Altertum wurde er in Dichtung und Sage gerühmt und gebrandmarkt. Nach Älian erinnert er sich sehr wohl der Zeit, da er ein Mensch gewesen, im Koran heißt er Hudhud (sein Paarungsruf) als Bote und Genoß des Salomo. Sein Fleisch ist wohlschmeckend, wird aber von Juden und Mohammedanern nicht gegessen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 593.
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