Winkelried

[674] Winkelried, Arnold, ein Schweizer aus dem Kanton Unterwalden, entschied nach der Überlieferung durch seine Aufopferung den Sieg der Schweizer bei Sempach 9. Juli 1386, indem er mit dem Rufe: »Eidgenossen, ich will euch eine Gasse machen, sorgt für mein Weib und meine Kinder!« die entgegenstarrenden Lanzen der österreichischen Ritter mit seinen starken Armen umfaßte, sich in die Brust stieß und im Falle eine Lücke in die feindliche Schlachtreihe riß, in welche die Eidgenossen eindrangen. Ein prächtiges Denkmal (von Schlöth) in Stans verherrlicht diese Tat. Das Stillschweigen der österreichischen sowie der übrigens nur kurz berichtenden ältesten schweizerischen Chroniken über Winkelrieds Tat veranlaßte zuerst O. LorenzLeopold III. und die Schweizerbünde«, Wien 1860), dann Kleissner (»Die Quellen zur Sempacher Schlacht und die Winkelriedsage«, Götting. 1873), O. Hartmann (»Die Schlacht bei Sempach«, Frauens. 1886; »Nochmals zur Sempachfrage«, das. 1887), Bürkli (»Der wahre W.«, Zürich 1886) und E. Stößel (»Die Schlacht bei Sempach«, Berliner Dissertation, 1905), die Authentizität der Überlieferung zu bestreiten. Von schweizerischer Seite wird sie aufrecht erhalten, weil ein Erni W. um die Zeit der Schlacht urkundlich genannt wird, weil ferner eine Züricher Chronik um 1440 die Tat erzählt, freilich ohne Winkelrieds Namen zu nennen, weil endlich die Hauptquelle der Erzählung, das große Sempacher Lied, das uns allerdings erst in Abschriften aus dem Anfang des 16. Jahrh. vorliegt, wenigstens dem Kerne nach das Werk eines Zeitgenossen sein muß, indem es Nachrichten über den Sempacher Krieg enthält, die den Chronisten widersprechen, aber durch die Urkunden glänzend bestätigt worden sind. Vgl. außer den genannten Schriften Bernoulli, Winkelrieds Tat bei Sempach (Basel 1886); Oechsli, Zur Sempacher Schlachtfeier (Zürich 1886); A. Schweizer, Eine Studie zur Schlacht bei Sempach (das. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 674.
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