Wisby

[689] Wisby, Hauptstadt der schwed. Insel Gotland, an der Westküste, an den Eisenbahnen W.-Hemse und W.-Tingstäde, erinnert durch seine gut erhaltene Stadtmauer mit 38 mächtigen Türmen und die Ruinen von 10 Kirchen (noch leidlich erhalten die gotische Nikolaikirche aus dem 13. Jahrh.) an seine große Vergangenheit. Erhalten ist nur die St. Marien- oder Domkirche (1190–1225 erbaut). Kaum die Hälfte des Raumes, auf dem die einst 20,000 Einw. zählende Hansestadt stand, wird von der (1905) 9003 Seelen zählenden Bevölkerung bewohnt, deren vornehmste Beschäftigung Handel (Ausfuhr von Getreide, Zement, Kalk, Holz, Rohzucker, Einfuhr von Düngmitteln, Eisen, Maschinen, Kolonialwaren) und Schifffahrt bilden. Die Hafenanlagen befinden sich im SW. der Stadt, darunter ist der »äußere Hafen« durch einen Wellenbrecher künstlich hergestellt. Mit Stockholm, Kalmar, Norrköping und Stettin besteht regelmäßige Dampferverbindung. W. hat einen Botanischen Garten, einen Park und Seebäder. Es ist Sitz eines deutschen Konsuls. – Dank der Lage auf dem Handelswege zwischen Nowgorod und dem Westen war W. im frühern Mittelalter, besonders im 12. und 13. Jahrh., eine von Schweden fast unabhängige, blühende Handelsstadt mit großer deutscher Kolonie und eins der einflußreichsten Mitglieder der Hansa (s. d.). Die dänische Brandschatzung (27. Juli 1361) und die spätern kriegerischen Ereignisse auf Gotland (s. d.) beschleunigten den wirtschaftlichen Niedergang der Stadt, der um 1300 begonnen hatte. Vgl. K Braun, Wisbyfahrt (Leipz. 1882); »Hansische Wisbyfahrt« (Hamb. 1883); C. J. Bergman, W., korta anteckningar om stadens topografi etc. (2. Aufl., Stockh. 1892); H. Hildebrand, W. och dess minnesmärken (das. 1893, illustr.); Björkander, Till W. stads äldsta historia (Upsala 1898).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 689.
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