Najmájer, Frl. Marie von

[74] *Najmájer, Frl. Marie von, Wien III, Ungargasse 3, geboren den 3. Februar 1844 in Budapest, als Tochter des ungarischen Hofrates F. v. Najmájer, verlebte sie als einziges Kind eine überaus glückliche Kindheit, die durch den in ihrem 8. Lebensjahre erfolgten Tod ihres Vaters eine grosse Trübung erfuhr. Ihre Mutter, eine geborene Wienerin, zog hierauf nach Wien, das der M. nunmehr eine zweite Heimat wurde. Hier lernte sie erst deutsch, nachdem sie Ungarisch und Französisch vollkommen beherrschte. Das lyrische Empfinden stellte sich bei Marie schon frühzeitig ein. Mit 12 Jahren begann sie Gedichte zu schreiben, in einer Sprache, die erst seit kurzem die ihre geworden war, denn seit sie einige Gedichte von Schiller gelesen, schien es ihr undenkbar, in einer anderen Sprache als der deutschen »zu singen«. Trotzdem kam M. v. N. erst, als sie bereits vierundzwanzig Jahre zählte, und zwar infolge direkter Aufforderung seitens des österreichischen Dichterfürsten Grillparzer dazu, eine Sammlung von Gedichten: »Schneeglöckchen«[74] herauszugeben. Seither sind zahlreiche Gedichte von M. v. N. in Anthologieen und Zeitschriften und dergleichen erschienen. Sie ist besonders stolz darauf, sich in Bezug auf ihre errungene schriftstellerische Stellung als self-made-man bezeichnen zu dürfen, da sie zu ihrem Schaffen keinerlei Anregung von aussen empfing. Nicht uninteressant ist ihre Schilderung, wie sie ein Trauerspiel schrieb. Den Stoff bot ein römischer Kaiser aus dem 4. Jahrhundert. Sie wollte diesen Stoff, der sie seit Jahren beschäftigte, in einer epischen Dichtung bearbeiten, unwillkürlich kam ihr eine Dialogform in die Feder. »Mit äusserster Willenskraft«, schreibt sie, »drängte ich alles zurück in mir, denn ich war mir keines dramatischen Talentes bewusst – ich habe nie auch nur eine Scene geschrieben und ein Buchdrama wollte ich nicht schaffen. Da kam ein Tag, wo alles gewaltsam zurück Gestaute sich Luft machte und als ob ein Höherer es mir einflüstern würde, schrieb ich in unbegreiflicher Schnelligkeit, in einem Monate, ein Trauerspiel in 5 Akten, das vorerst von meinen Freunden, dann von Fachmännern gelesen, als bühnenfähig erachtet wurde«. Ein grosser historischer Roman, »die grösste Arbeit ihres Lebens« »Der Stern von Navarra« harrt der Veröffentlichung.

‒ Eine Schwedenkönigin. Historischer Rom. 2 Bde. 8. (343) Breslau 1882, Schottländer, n 6.–; geb. n 8.–

‒ Gedichte. Neue Folge. 16. (154) Wien 1873, Dirnböck. n 2.60

‒ Gräfin Ebba. Ein Gedicht. 8. (114) Stuttgart 1876, Cotta. n 2.–

‒ Gurretül-Enn. Ein Bild aus Persiens Neuzeit in 6 Gesängen. 16, (211) Wien 1874, Rosner. n 2.–

‒ Johannisfeuer. Dichtg. 8. (160) Stuttgart 1888, Bonz & Co. n 2.–; geb. n 3.–

‒ Neue Gedichte. 12. (160) Ebda. 1890. n 2.–; geb. m. Goldschn. n 3.–

‒ Schneeglöckchen. 2. Aufl. 16. (160) Wien 1873, Dirnböck. n 2.–

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 2. Berlin, 1898., S. 74-75.
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