Alraun

[353] Alraun, 1) (Gold-, Galgen-, Erdmännchen; niederl.: Pisdisjë, d.i. Harndiebchen), nach dem deutschen Aberglauben kleines, aus der rübenartigen, in 2 Enden ausgehenden Alraunwurzel (Atropa Mandragora), od. von der Wurzel eines Hundskürbisses gebildetes, teufelähnliches, höchstens 11/2 Schuh hohes, meist männliches, selten weibliches, behaartes u. mit Bart versehenes Bild, dem ein Menschenantlitz u. ein Augenpaar durch Eindrücken von schwarzen Pflanzenkörnern gegeben ist, angeblich unter dem Galgen, aus dem, einem unschuldig Gehenkten entfallenen Samen entstanden, u. von einem schwarzen Hund, den der Teufel sogleich tödtet, der Erde entrissen, wobei der A. einen dumpfen Seufzer hören läßt; wird als heilbringender Hausgott betrachtet, sorgfältig in einem Kästchen an geheimen Orten aufbewahrt, prächtig gekleidet, Sonnabends in Wein u. Wasser gebadet. An seinen Besitz ist Segen des Hauses, Freiheit von [353] Krankheiten u. Gefahren, Glück bei Processen, Fruchtbarkeit der Weiber, Beförderung glücklicher Niederkunften etc. gebunden. Auch die Zukunft sollen die A-en voraussagen u. zwar theils durch Bewegungen mit dem Kopfe, theils mit vernehmlicher Stimme. Nur zu solchem Zweck werden sie aus ihrem Versteck heraus geholt. Auch weichen sie nicht von ihrem Besitzer, u. selbst weggeworfen kehren sie wieder, außer wenn sie wohlfeiler verkauft werden, als sie erworben worden waren. Chamisso u. Arnim haben die Fabel von dem A. zu Novellen benutzt. 2) so v.w. Alrune.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 353-354.
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