Bezŏar

[715] Bezŏar, 1) (arab., auch Bezaar, d.i. Gegengift, Bezoarstein, Lapis bezoardicus), in dem Magen od. mehr in den Eingeweiden verschiedener Thiere rundliche Concremente, aus Kalk, unverdautem Futter u. eigenen Haaren, welche sie beim Lecken verschluckt haben; bei den arabischen Ärzten noch heute beliebtes u. ehemals auch in Europa als Schweiß erregendes u. schädliche Stoffe aus dem Körper entfernendes Mittel gebraucht. Der B. ist entweder Orientalischer, aus dem Magen mehrerer Antilopenarten, aus Ostindien u. Persien, od. Occidentalischer, aus dem Lama u. Vicogna. Bes. erstere standen in hohem Ansehen u. ihr Werth ward, wie bei den Edelsteinen, nach der Größe bestimmt. Ähnliche Concremente waren der Affen- u. Stachelschwein-B. Auch bei Pferden eine kugelförmige, in dem Blinddarm sich krankhaft erzeugende steinige Substanz, werden bis auf 8 Zoll im Durchmesser groß u. 12 Pfund u. darüber schwer. Hiervon die Bezoarkolik, wenn der B. den Blinddarm verläßt; 2) B. des Meeres, eine runde Bildung der Kalkkoralle; 3) (Bezoardĭca), sonst allgemeine Benennung von Arzneizubereitungen, denen man Kräfte zuschrieb, Gift u. giftartige Stoffe durch die Haut zu entfernen. Folgende standen bes. in Ruf: B. animāle, die Leber u. das Herz der getrockneten gepulverten Vipern, u. getrocknete od. gebackene Schlangen gepulvert; B. minerāle, ein Spießglanzkalk mit Salpeter behandelt, als Bestandtheil des anthektischen Mittels von Poterius, das dann auch den Namen B. joviāle führte, sowie B. martiāle, das Poterische Magenmittel (s.d.). Auch waren Bezoarbalsam u. Bezoartincturen, nach verschiedenen Angaben, in Pharmakopöen aufgenommen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 715.
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