Bleistift

[881] Bleistift (fr. Crayon), Zeichnen – u. Schreibmaterial, aus Wasserblei (Reißblei, Graphit), in Holz gefaßt od. in metallenen Haltern befestigt, bestehend. Mit wirklichem Blei zu zeichnen, war schon in alter Zeit bekannt, die jetzigen B–e wurden aber im 16. Jahrh., wahrscheinlich in Italien od. England, erfunden. Nur das englische Wasserblei kann, wie es gegraben ist, verarbeitet werden. Die besten englischen B–e werden aus großen Stücken, die vorher der Rothglühhitze ausgesetzt sein müssen, gesägt, jedoch sind diese Stifte für den allgemeinen Gebrauch zu theuer, weshalb man auch die kleineren Bruchstücke künstlich zu Stiften verarbeitet. Diese werden ebenso wie das deutsche Wasserblei, von welchem bes. das böhmische bei Krumau u. das bairische das beste ist, ganz sein gepulvert u. unter einer starken hydraulischen Presse zu einem Kuchen zusammengepreßt, aus welchem dann die Stifte gesägt werden. Da indeß auch diese Methode noch zu kostspielig ist u. manche Nachtheile hat, so pflegt man in neuerer Zeit nach der von Condé 1795 in Paris erfundenen, von Hardtmuth in Wien verbesserten Fabrikationsweise, gepulverten Graphit u. geschlämmten Thon mit Wasser zu einem steifen Teig zu vermengen u. aus diesem die Stifte zu pressen, die dann getrocknet u. später in verschlossenen Tiegeln geglüht werden. Früher mischte man dem Graphit noch andere Stoffe als Wachs, Schwefel od. Schellack bei, die sich aber als unzweckmäßig erwiesen haben. Die Härte der Stifte richtet sich theils nach der Menge des Thonzusatzes, theils nach der Höhe des Hitzegrades, dem sie ausgesetzt wurden. Das Pressen geschieht mittels einer Schraubenpresse, welche den Teig durch die viereckigen od. runden Löcher einer Metallplatte treibt u. ihn so in Fadenform bringt. Ehedem beschäftigten sich mit der Bleistiftfabrikation besondere Bleistmacher (Bleiweißschneider), die in Nürnberg zünftig, sonst aber unzünftig waren; jetzt wird dieselbe nur noch fabrikmäßig betrieben. Auch die hölzerne Fassung der B–e, die bei den groben Zimmermanns–B–en aus Lindenholz, bei den feineren Sorten aus sogen. Cedernholz (Juniperus virginiana, ein in Nordamerika heimischer Wachholderbaum) besteht, wird in Bleistiftfabriken zugleich angefertigt. Zu diesem Behufe werden die Bretchen so lang geschnitten, als die B–e werden sollen, u. dann er Faser nach parallele Nuthen gleich tief wie breit gehobelt. Zwischen diesen Nuthen je in der Mitte zweier wird mit dem Hobel ein tieferer Einschnitt gemacht, die Nuthen werden alsdann mit Leim bestrichen, die Stifte hineingelegt u. darüber wieder ein Holzstreifchen geleimt; nachher sägt man die Bretchen nach den gemachten Einschnitten auseinander u. behobelt die einzelnen B–e, um ihnen eine runde od. achteckige Form zu geben. Man hat auch B., bei denen die Röhrchen aus einem Stücke bestehen u. der Stift rund ist. Die Art dieser Fabrikation ist noch Geheimniß einzelner Fabrikanten. Man faßt auch B–e in Nohr, zu welchen die Masse sehr leicht flüssig ist, so daß die Spitze am Feuer gebildet werden kann. Die besten B–e sind die englischen; Kennzeichen derselben sind, daß das Wasserblei sehr dicht, gleichförmig, glänzend ist, sich sein zuspitzen u. mehr schneiden als schaben läßt, wenig bricht, stark abfärbt u. sich nicht gut wegwischen läßt, auch nicht brennt. Von den deutschen Fabrikaten haben die Hardtmuthschen u. Faberschen B–e sich einen vorzüglichen Ruhm erworben. Die Verschiedenheit der Sorten nach dem verschiedenen Grade der Weichheit u. Härte ist gewöhnlich durch eingebrannte [881] Buchstaben angedeutet. Rothe B-e (Röthel od. Rothstifte), werden aus Rothstein (Röthel), einer Art Thoneisenstein verfertigt, indem man denselben zersägt od. pulvert, sein schlämmt u. mit Tischlerleim, arabischem Gummi, Hausenblase od. Seife verbindet, das Formen geschieht wie bei der Graphitmasse; Thon wird nicht zugesetzt, u. gebrannt werden sie auch nicht, da sich sonst die Farbe verändert. Schwarze B-e erhält man aus ausgebrannten Reißkohlen, die 1/2 Stunde über gelindem Feuer behandelt werden; als Zusatz dient Talg u. Harz. In neuester Zeit hat man zum Spitzen der B-e eine besondere Maschine Bleistiftspitzer (Anspitzer) erfunden, welche in einer rotirenden cylindrischen Feile besteht.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 881-882.
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