Boethĭus

[3] Boethĭus, 1) Anicius Manlius Torquatus Severinus B., geb. um 470 n. Chr. in Rom; studirte in Athen die platonische Philosophie, war nach seiner Rückkehr einflußreicher Staatsbeamter u. 510 u. 522 Consul, aber auf die Anklage eines schändlichen Verhältnisses mit dem byzantinischen Kaiser, ließ ihn König Theoderich, dessen Vertrauter er früher war, seiner Würde entsetzen u. verbannen u. in Pavia 524 od. 526 hinrichten. Seine Gemahlin Helpis, Tochter des Symmachus, war Dichterin. Merkwürdiger Weise wird B., der nie Christ war, in mehreren italienischen Kirchen als Heiliger verehrt u. ihm der 23. Oct., sein angeblicher Todestag, gefeiert. Er machte dem Abendland die logischen Schriften des Aristoteles bekannt u. schr. theologische (ihm fälschlich zugeschriebene), rhetorische (zuerst herausgegeben von A. Mai in den Classici auctores), philosophische Schriften u. im Kerker De consolatione philosophiae, theils in Prosa, theils in Versen, oft herausgegeben Nürnb. 1473, von Helfrecht, Hof 1797, von Freitag, Riga 1794, von Weingartner, Linz 1827 (beide mit Übersetzung) von Obbarius, Jena 1843; übersetzt auch von Alfred ins Angelsächsische, die althochdeutsche, im Anfang des 11. Jahrhunderts verfaßte Übersetzung mit lateinischem Text, herausgegeben von Graff, Berl. 1837; Opera, Ven. 1491 f., 2 Bde., Basel 1546, Fol., 1570; Lebensbeschreibung von Gervaise, Par. 1715. 2) (Boetius), Hector, eigentlich Boyce, geb. um 1470 in Dundale in Schottland; wurde 1497 Propst u. Professor zu Aberdeen u. st. 1550; er schr.: Historia Scotorum, Par. 1526 u. 1575, Fol.; Vita episcoporum aberdonensium, ebd. 1522 u. m. a. 3) Epo, Jurist, geb. 1529 in Voorda in Friesland; st. als Professor der Rechte zu Douay auf einer Reise nach Löwen 1599; er schr.: De testamento, Douay 1582; De jure sacro, ebd. 1588, u. mehrere historische Schriften.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 3.
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