Brocken [2]

[323] Brocken (Blocksberg, Mons Bructerus), Hauptstock u. höchste Spitze des Harzes, im Kreise Osterwieck (Grafschaft Wernigerode), des preußischen Regierungsbezirks Magdeburg; 3508 (n. And. 3489) Fuß über dem Meere; er theilt den Harz in den Ober- u. Unterharz; seine Grundfläche nimmt etwa 2 QMeilen ein; fällt auf der Nordseite steiler ab, als aus der Südseite; besteht auf seinem Gipfel aus Granit (Brockenstein); er ist gar nicht, od. nur mit Zwergholz bewachsen, u. enthält sehr morastige Stellen, so das Brockenfeld, ein sumpfiger,[323] mit Granitblöcken überschütteter Abhang. Außerdem sind der Hexenbrunnen, eine nahe bei dem Gipfel entspringende kalte Quelle, die als Kallbach durch das Schneeloch, eine tiefe, meist mit Schnee gefüllte Schlucht, um die man aber im Hochsommer die botanischen Erscheinungen aller Jahreszeiten finden kann, der Ilse zufließt, u. die Felsblöcke der Teufelskanzel u. der Hexenaltar, merkwürdig, welche Sehenswürdigkeiten im Umkreis einer Viertelstunde vereinigt sind um das Brockenhaus, ein Haus, welches an der Stelle des in der Mitte des 18. Jahrh. auf der Heinrichshöhe errichteten kleinen Hauses, 1800 auf dem Gipfel vom Grafen Stollberg-Wernigerode für die zahlreich den B. besteigenden Fremden erbaut. Von da aus sieht man über 300 Ortschaften, nördlich Lüneburg u. Zelle, westlich Wilhelmshöhe bei Kassel, östlich Brandenburg, südlich den Thüringerwald, überhaupt einen Umkreis von 17 Meilen, u. der B. selbst ist weithin in den deutschen Gauen sichtbar, wie erz.B. auch in Leipzig bei dem Napoleonssteine zweimal des Jahres bei Sonnenuntergang (im April u. August) zu sehen ist; leider gewährt er nur selten eine freie u. heitere Aussicht in die Ferne, da er rauh, nebelig u. stürmisch u. daher bes. im Spätsommer u. Herbst schwierig u. gefährlich zu besteigen ist. Eine Auswahl von den Denksprüchen, welche die B-besucher in das Fremdenbuch des B-s von 1753–1850 eingeschrieben haben, kam als Brockenstammbuch1850 heraus, nachdem schon die Namen der B-besucher nebst Beischriften von 1753–90, Magdeb. 1791, herausgegeben worden waren. Man ersteigt ihn gewöhnlich von Ilseburg auf der NSeite, od. auch von Schierecke, einem preußischen Pfarrdorfe 1 Stunde südsüdöstlich, bei dem sich die Fadensteinklippen u. die durch Abweichung der Magnetnadel bekannten Schnarcherfelsen befinden. Auf dem B. (wie auf vielen andern Höhen) kommt das Brockengespenst vor, eine seltene Erscheinung, wenn nämlich die Sonne im Rücken des Beschauers steht u. seinen Schatten auf eine gegenüber nahe vorüberziehende Wolkenschicht wirft. Der B. ist der umliegenden Gegend ein sicheres Wetteranzeichen. Ist er heiter, so bleibt das Wetter beständig, brauter hingegen od. setzt seinen Hut auf, d.h.: hängen Dünste od. gar Wolken an seinem Gipfel, so gibt es Regen. Viele Sagen gehen vom B. aus. Die bekannteste ist die von den Hexenfesten, welche der Teufel dort gefeiert. Am Fuße des B. entspringen Bode, Ilse, Ocker u. Holzemme.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 323-324.
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