Wernigerode

[109] Wernigerode, 1) Grafschaft u. Standesherrschaft, sonst zum Obersächsischen Kreise gerechnet, zwischen Halberstadt, Grubenhagen u. Wolfenbüttel, an u. auf dem Harze, 4,88 QM. mit 18,840 Ew. Die Grafen von W. trugen diese ihre Grafschaft 1268 den Markgrafen von Brandenburg u. nach Aussterben der Markgrafen aus dem Askanischen Hause dem Erzstifte Magdeburg zu Lehn auf. Als diese Grafen 1429 ausstarben, fiel W. durch Verwandtschaft an die Grafen Stolberg, welche auf den Reichstagen auf der Wetterauischen Reichsgrafenbank Sitz u. Stimme hatten; 1807 kam W. an Westfalen u. wurde Standesherrschaft (District Blankenburg, Departement der Saale); 1813 kam es wieder an Preußen, wo es seit 1826 als Standesherrschaft einen eigenen Kreis des Regierungsbezirks Magdeburg in der Provinz Sachsen bildet. Die Grafen von W. besitzen außerdem auch noch unter hannöverscher Landeshoheit den Forst des Amtes Hohenstein, den Sophienhof u. den Forstort Rothehütte, unter großherzoglich hessischer das Amt Gedern im Kreise Nidda (11/4 QM., 3700 Ew.), den Marktflecken Schwarza im Kreise Schleusingen des preußischen Regierungsbezirks Erfurt, die Herrschaften Peterswaldau u. Jannowitz im Kreise Schönau des Regierungsbezirks Liegnitz u. andere Güter in Schlesien. Vgl. Läncher, Geschichte der Gräflichen Häuser u. der Grafschaften W. u. Stolberg, Eisl. 1644. 2) Hauptstadt der Grafschaft, am nördlichen Fuße des Brockens, am Zillicherbach u. der Holzemme, besteht aus der Alt- u. Neustadt u. der Vorstadt Nöschenrode; Sitz des gräflichen Amtes u. eines königlichen Commissars, Gewerberath; Post, 3 evangelische Kirchen, altes gothisches Rathhaus, Gymnasium,[109] Waisenhaus, Lein- u. Wollweberei, Fabriken in Tuch u. Tabak, Kalk- u. Ziegelbrennereien, Kupferhammer; 5660 Ew. Dabei auf einem Berge das gräfliche Residenzschloß mit Bibliothek von 60,000 Bänden, worunter 2000 Bibeln, Gemäldegallerie, Naturaliencabinet, Lustgarten, Thiergarten. Am 29. März 1847 hier große Feuersbrunst.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 109-110.
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