Dithyrambos

[196] Dithyrambos, 1) eigentlich Beiname des Bakchos, von ungewisser Bedeutung; 2) (Dithyrambe), eine zwischen der heroischen Ode u. der Hymne innestehende Gattung der lyrischen Poesie, in welcher höchste Begeisterung herrscht, worin auch die, dieser Dichtungsart eigne Kühnheit der Bilder, Neuheit der Sprache, Vernachlässigung der metrischen Gesetze ihre Entschuldigung findet. Der D. wurde bei den Bakchosfesten in Griechenland, bes. bei den tragischen Spielen in Athen ausgebildet. Sein Inhalt waren feurige Empfindungen, durch Genuß des Weines u. die Bewunderung der Großthaten des Bakchos erregt. Nachher wurden in den D-en auch andere Götter besungen, u. aus dem D. entsprang die Tragödie (s.d.). Die D-en wurden, wie alle lyrischen Stücke bei den Dramen, von dem Chore, u. zwar dem Cyklischen, immer in der Phrygischen Harmonie gesungen, daher Dithyrambischer Chor (s. Chor). Jener hohe Schwung artete aber seit Melanippides (440 v. Chr.) in hohle, pomphafte Phrasen u. schwülstige, unnatürliche Bilder aus u. vernachlässigte alle Regeln des Rhythmus; daher Dithyrambisch, so v.w. phantastisch, hochtrabend, bombastisch, regellos. Arion soll Erfinder der D-n sein (s.u. Tragödie), wenigstens gab er ihnen regelmäßigere Form. Von den, nur dem Namen nach bekannten Dithyrambendichtern der Alten, Lasos, Melanippides, Philoxenos, Bai chilides, Praxilla, Ion, Kinesias, Timotheos, Telestes, hat sich nichts erhalten, auch die Schrist des Demosthenes über dieselben (Περὶ διϑυραμβοποιῶν) ist verloren; auch Pindar schrieb D-en. u. die 13. Olympische Ode scheint ein D. zu sein, auch einige Gedichte Horazens (1,19, 3,25) haben den Charakter der D-en. Die Dithyramben der Neuern haben bei veränderten Beziehungen u. Zeitverhältnissen andern Charakter (s. oben); unter den Italienern schrieben deren Aug. Poliziano, Fr. Radi, Baruffaldi; unter den Deutschen bes. Willamov. Vgl. Timkowsky, De dithyrambis eorumque usu apud Graecos et Rom., Mosk. 1806.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 196.
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