Don Quixōte

[256] Don Quixōte (fr. Quichote) von la Mancha, der Ritter von der traurigen Gestalt (span. auszusprechen Don Kijote, fr. Dong Kischott), Held des berühmten, das Ritterthum persiflirenden satyrischen Romans von Cervantes, D. Q. ist ein durch die Lecture vieler Ritterbücher verdrehter Landjunker, welcher die Fahrten u. Thaten, von denen er gelesen hat, selbst ausführen will. Seine 1. Fahrt tritt er an, nachdem er sich eine alte Rüstung aus allen Winkeln zusammengesucht u. seinen Klepper Rosinante u. eine Herzensdame, das in seiner Einbildung bestehende Fräulein Dulcinea von Toboso, gewählt hat. In einer Schenke, die er für eine Burg hält, steigt er des Abends ab, u. nachdem er sich von dem Wirthe, den er für einen edlen Ritter hält, zum Ritter hat schlagen lassen, zieht er weiter, wird aber von fremden Kaufleuten, mit denen er in Händel geräth, so übel zerschlagen, daß ihn ein Bauer auf dem Esel nach Hause bringen muß. Nachdem er sich wieder erholt hat, wirbt er, um einen Schildknappen zu haben, den Bauer Sancho Pansa, der dann mit einem Vorrathssack gerüstet, auf einem Esel mit D. Q. die 2. Fahrt antritt. Hier kämpft D. Q. gegen die Windmühle, die er für einen Riesen hält, erobert von einem Barbier dessen Bartbecken, das er für den Helm Mambrins ansieht, hat mannigfaltige Abenteuer, u.a. in der Sierra Morena, durch welche seine Treue zur Dulcinea auf die Probe gestellt wird, u. in einer Schenke, wo Sancho Pansa geprellt, er selbst aber wegen seiner tollen Äußerungen von dem Pfarrer u. Barbier seines Ortes in einen Käfig gesteckt u. auf einem Ochsenwagen nach Hause transportirt wird. Auf seiner 3. Fahrt, zum Besuch der Dulcinea, die er noch nicht gefunden, hält er sich nach mehreren Abenteuern lange an einem Herzogshof (vgl. Hijar 3) auf, u. hier wird Sancho zum imaginären Statthalter der Insel Barataria gemacht, aber durch eine Revolution vertrieben. Dann ziehn sie weiter u. in einem Kampfe mit dem Ritter vom weißen Monde (welcher der Baccalaureus Samson Cerraser aus D. Q-s Dorfe ist) besiegt, muß er versprechen, heim zu ziehen u. auf 1/2 Jahr keine Ritterfahrt zu machen. Dort nach vielen Abenteuern angekommen, stirbt D. Q. nach Cervantes Erzählung; dagegen nach der, vor der cervantischen Fortsetzung von dem pseudonymen Avellaneda geschriebenen u. von der 3. Fahrt D. Q-s an beginnenden Erzählung, wird er nach vielen Kämpfen u. Abenteuern wieder von dem Barbier u. Pfarrer heim geholt u. auf dem Heimwege, den er für einen Zug gegen das Kaiserthum Trapezunt hält, von Ausreitern der heiligen Hermandad, die ihm als trapezuntische Feinde erscheinen u. die er lästert, erschossen. Die Literatur des Don Quixote, s. unter Cervantes. Unzählige Anspielungen aus diesem, besonders im vorigen Jahrh. durch große Verbreitung zum Volksbuche gewordenen Roman, sind ins Leben übergegangen, auch ist derselbe von Hölder für die Jugend bearbeitet worden. Daher Donquixotiade, Abenteuer in Don Quichotes Weise, so wie man auch einen abenteuerischen Schwärmer einen D. Q. nennt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 256.
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