Ellnbogen

[652] Ellnbogen, (böhm. Loket), 1) früher Kreis im Königreich Böhmen, an Sachsen u. Baiern grenzend; 561/2 QM., 235,000 Ew.; ist jetzt in den Kreis Eger aufgelöst, wo die Bezirke Eger, Graßlitz, Joachimsthal, Kaaden, Buditz, Plan, Saatz, Kralowitz u. theilweise Karlsbad u. Falkenau darauh gebildet sind. – Der Ellnbogener Kreis gehörte Anfangs den Markgrafen von Vohburg; nach deren[652] Aussterben kam er durch Verheirathung Kaiser Friedrichs I. mit der Erbtochter Adelheid an das Deutsche Reich; Primislaw u. Ottokar vereinigten ihn mit dem Königreich Böhmen u. setzten Burggrafen dort ein; 1434 schenkte ihn Kaiser Sigismund den Grafen von Schlick, die ihn 1470 an Meißen verkauften, aber die Ellnbogner wollten die Meißner nicht zu Herren, u. so kam er wieder an den Grafen, wogegen Meißen nur Oberlehnsherrlichkeit beibehielt. Er blieb nun bei der Familie Schlick, wurde aber in der Folge durch öftere Theilungen sehr geschmälert u. kam 1547 wieder an die Krone Böhmen. 2) Stadt im Kreise Eger auf einem hervorspringenden Felsen, den die Eger in Gestalt eines Ellenbogens umgibt (daher der Name), u. zu dem nur ein Thor nebst 2 Pforten führen; hat Dechantei, 2 Kirchen, Hauptschule, Porzellanfabrik, über die Eger eine Kettenbrücke; auf dem Rathhaus wird ein großes Stück Meteoreisen aufbewahrt, welches im Munde des Volks der verwünschte Burggraf heißt, u. das alte feste Schloß Stein-Ellnbogen dient jetzt als Gefängniß; 2500 Ew. – E. ist von einem Markgrafen von Vohburg erbaut; das Schloß galt für unüberwindlich, daher rettete sich auch 1317, bei dem Aufstande in Böhmen, die Königin Elisabeth mit ihren Kindern hierher. Als 1470 die Bürger den Meißnischen Fürsten nicht huldigen wollten, so wurde Execution hierher geschickt; die Ellnbogener riefen aber den Vogt von Plauen zu Hülfe, u. die Meißner flohen; 1471 wurde E. vom Herzog Albrecht belagert. 1504 Aufstand der Bürger gegen den Grafen Hieronymus, der es mit Hülfe der Sachsen eroberte. Mit dem Kreise wurde die Stadt 1547 königlich, kaufte sich zwar einmal frei, kam aber wieder an die Krone. 1621 wurde es von den Baiern u. 1631 von den Sachsen eingenommen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 652-653.
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