Genfer See

[152] Genfer See (bei den Römern Lacus Lemanus, jetzt auch Leman- u. Lausanner-See), der größte See der Alpen u. einer der schönsten Seen des mittleren Europas, in Gestalt eines Halbmondes, zwischen den Schweizercantons Genf, Waadt u. Wallis u. einem Theile von Savoyen, 1154 Fuß über dem Meere gelegen; die größte Länge von Genf. bis Chillon beträgt in gerader Richtung 131/8 Stunden, im Bogen 163/4 Stunden, die größte Breite von Rolle nach Thonon 3 Stunden, die Oberfläche 343/4 Quadratstunden. Seine Gestade sind reizend u. anmuthig auf der ganzen schweizerischen Seite, öde u. traurig in einigen Theilen Savoyens, rauh u. wildromantisch in der Gegend von Meillerie. Die Rhône ergießt sich in denselben in drei Armen u. verläßt ihn in zwei Armen bei Genf; außerdem nimmt er noch eine Anzahl kleinerer Flüsse auf, worunter die Dranse, Vevalse, Forestay, Venoge u.a. Die größte Tiefe, die man gemessen, ist zwischen Evian u. Ouchy u. beträgt 1200 Fuß. Im Sommer u. bei hohem Wasserstande bemerkt man eine Art Ebbe u. Fluth, Seiches genannt; das Wasser, von wunderschön blauer Färbung, gefriert niemals ganz zu u. ist reich an Fischen; unter den 21 Fischarten des Sees werden mehrere der köstlichsten genannt; auf demselben halten sich 49 Vögelarten auf. Die Schifffahrt auf dem See, für welche der Nordostwind (Bise) u. der Südostwind (Bornand) gefährlich sind, wird seit 1823 mit Dampfern, anderen Schiffen, Barken genannt, von 2–3000 Centner Tragkraft, von Brigantinen u. Cocheren, deren Tragkraft geringer ist, betrieben; die meisten u. gewöhnlich auch tüchtigsten Seefahrer sind Savoyarden. Am G. S. 105 v. Chr. Niederlage der Römer unter Cassius Longinus durch die Cimbern u. Tiguriner in der Nähe des jetzigen Villeneuve. Der See gab ehemals einem französischen Departement den Namen Leman, das auf 47 QM. 220,500 Ew. zählte. Vgl. Chr. A. Fischer, Über Genf u. den G. See, Berl. 1796; Carte des environs du Lac de Genève, Halle 1812.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 152.
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