Hautelisse-Tapeten

[106] Hautelisse-Tapeten (Hautelisse-Teppiche, spr. Hohtliß-Teppiche), gewirkte Tapeten u. Teppiche mit Bildern u. Zeichnungen, ganz von Seide od[106] von Seide u. Wolle, zu Tischdecken, Überzügen u. Wandbekleidung; kommen von Paris, Amiens, Brüssel, Antwerpen, Lille, Tournay, Oudenarde, Wien, Berlin etc. Die vorzüglichsten Hautelisse-Fabriken sind die Gobelinsfabriken (s.d.) in Paris. Sie werden auf dem Hautelisse-Stuhl (doch werden auch Gobelins auf dem Basse lisse-Stuhle gewebt, bei welchem die Kette horizontal liegt) gewebt, welcher oft 20–32 Ellen breit ist. Er besteht aus zwei senkrechten Säulen, zwischen welchen zwei horizontale Wellen, Ober- u. Unterbaum, befindlich sind. In eine Fuge der Wellen werden die vertical stehenden Kettenfäden mit der Fitzruthe befestigt. Diese Wellen können nach Erforderniß herumgedreht u. gesperrt werden. Vor dem Stuhle ist noch eine Walze (Schaft der Litzen), an welchen die, um die Kettenfaden geschlungenen Litzen befestigt sind, so daß man die Kettenfaden in Vorder- u. Hinterfach theilen kann. Der Einschlagfaden wird um die Kettenfäden mit der Hand durch kleine Schützen od. Spulen geschlungen. Das Mustergemälde (die Patrone) steht hinter dem Stuhle u. wird seinen Hauptumrissen nach auf die Kette gezeichnet; jeder Arbeiter hat ein Kästchen voll auf Flieten gewickelte, zum Einschlag bestimmte Seide von allen Farbenschattirungen neben sich. Nach Erforderniß arbeiten 2–4 Personen auf einmal an dem Stuhle. Zuweilen sitzt ein Knabe unter dem Stuhl u. zeigt die Farben, welche genommen werden sollen, nach dem Muster an.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 106-107.
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