Küstner

[928] Küstner, 1) Christian Wilhelm, geb. 1721 in Leipzig, st. das. 1785 als Bürgermeister u. Oberhofgerichtsassessor; gab heraus: Deylingii institutiones prudentiae pastoralis, Lpz. 1768; Griebners Discours zur Erläuterung der kursächsischen Proceßordnung, ebd. 1780. 2) Karl Theodor von K., geb. 1784 in Leipzig, studirte 1803–06 daselbst u. in Göttingen, bereiste Deutschland, Frankreich u. Italien u. nahm 1814 als Offizier im Banner der freiwilligen Sachsen an dem Befreiungskriege Theil. Er war der Begründer des stehenden Leipziger Stadttheaters, dessen Leitung er für seine Rechnung von 1817–28 führte, u. es gelang ihm, das Theater auf einen hohen Standpunkt zu bringen, so daß es damals mit Recht[928] unter die ersten Theater Deutschlands gezählt wurde; er gab gute Theatergesetze u. begründete eine der vorzüglichsten Pensionsanstalten. 1828 gab er die Unternehmung aus u. übernahm 1830 die Intendanz des Hoftheaters in Darmstadt, 1833 dieselbe in München u. 1842 die Generalintendantur der königlichen Schauspiele in Berlin. Aus Gesundheitsrücksichten kam er 1851 um seine Pensionirung ein u. beschloß seine 34jährige Thätigkeit als Theatervorstand. Bei allen seinen Bühnenleitungen machte sich K. zur Aufgabe, der wahre Vermittler zwischen der Kunst u. dem Publicum, zwischen dem Bedürfniß u. dem Ideal zu sein u. mit dem Flor der Kunst Ordnung u. Einhaltung des vorgeschriebenen Etats zu verbinden. Unter vielfachen heilsamen Einrichtungen, die, er in Berlin traf, gehört das neue Gesetzbuch, welches er gab, das vollständigste, welches existirt; er führte ferner zum Vortheile der deutschen Dichter die Tantième ein, die zuerst das geistige Eigenthum der Theaterdichter anerkannte u, ihnen reichlichen Gewinn brachte; er begründete endlich den von 32 Theatern abgeschlossen en Bühnenverein zur Wahrung der contractlichen Rechte, sowohl der Directionen, als der Künstler. Er schr.: Dramatische Kleinigkeiten, 1815; Rückblick auf das Leipziger Theater, 1830; das Trauerspiel: Die beiden Brüder, 1833; 34 Jahre meiner Theaterleitung, 1853; u. das in mehreren Auflagen erschienene Taschen- u. Handbuch der Theaterstatistik, 1855, 1857.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 928-929.
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