Küstner

[889] Küstner, 1) Karl Theodor von, Theaterleiter, geb. 26. Nov. 1784 in Leipzig, gest. daselbst 28. Okt. 1864, studierte in seiner Vaterstadt und in Göttingen die Rechte und machte nach einer Reise durch Deutschland und Frankreich den Feldzug von 1814 als Husarenoffizier der sächsischen Freiwilligen mit. Vorliebe für die dramatische Kunst führte ihn zum Theater, dem er fortan seine ganze Tätigkeit widmete. Er führte zunächst (1817–28) auf eigne Rechnung die Leitung des Leipziger Stadttheaters, das er zu bedeutender Höhe erhob, und begründete zugleich eine Pensionsanstalt für die Mitglieder des Theaters (vgl. seinen »Rückblick auf das Leipziger Stadttheater«, Leipz. 1830). 1830 als Direktor des Hoftheaters nach Darmstadt berufen, legte er schon nach einem Jahr, als der Hof die Unterstützung des Instituts versagte, seine Stelle nieder und stand seit 1833 dem Hoftheater in München vor, wo er seine Geschäftskenntnis und seinen Kunstsinn von neuem bewährte. König Ludwig I., dem er sein Trauerspiel »Die beiden Brüder« (Darmst. 1833) gewidmet hatte, ernannte ihn zum Geheimen Hofrat und erhob ihn 1837 in den Adelstand. 1842 als Generalintendant der königlichen Theater nach Berlin berufen, führte K. hier in den technischen, ökonomischen und lokalen Verhältnissen des Theaterwesens die erfolgreichsten Reformen durch. 1851 nahm er seinen Abschied. Um die dramatischen Schriftsteller hat sich K. in Verbindung mit Holbein durch Einführung der Tantieme (1845), um gesichertere Theaterverhältnisse durch Begründung des Bühnenvereins (1846) verdient gemacht. Wertvoll für die Geschichte des Theaters sind seine Schriften: »Vierunddreißig Jahre meiner Theaterleitung in Leipzig, Darmstadt, München und Berlin« (Leipz. 1853); »Taschen- und Handbuch für Theaterstatistik« (das. 1855, 2. Aufl. 1857) und »Album des königlichen Schauspiels und der königlichen Oper zu Berlin« (Berl. 1858).

2) Friedrich, Astronom, geb. 22. Aug. 1856 in Görlitz, studierte in Straßburg, wurde 1879 Assistent der Sternwarte in Berlin, 1883 Observator der Sternwarte in Hamburg, 1884 der Sternwarte in Berlin, 1891 Direktor der Sternwarte und Professor der Astronomie in Bonn. Zur Beobachtung des Venusdurchganges 1882 leitete er eine der deutschen Heliometer-Expeditionen nach Punta Arenas. 1885 entdeckte er die Veränderlichkeit der Polhöhe. Er veröffentlichte: »Bestimmung des Monddurchmessers aus Plejadenbedeckungen« (Halle 1879), »Resultate aus Beobachtungen von 670 Sternen« (Berl. 1887), »Neue Methode zur Bestimmung der Aberrations-Konstante nebst Untersuchungen über die Veränderlichkeit der Polhöhe« (das. 1888), »Untersuchungen über die Eigenbewegungen von 335 Sternen« (Bonn 1897), »Veröffentlichungen der Sternwarte zu Bonn« (Teil 1–7, das. 1895–1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 889.
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