Landschaftsmalerei

[88] Landschaftsmalerei, derjenige der neueren Zweige der Malerei, welcher das Ideal durch Darstellung der sogenannten stummen Natur zur Anschauung bringt. Im Alterthume war dieselbe unbekannt; die Menschengestalt (als Nymphen, Dryaden, Berggötter etc.) trat symbolisch an die Stelle der stummen Natur u. noch weit bis ins christliche Mittelalter hinein reicht diese Personification, bis erst Anfang des 15. Jahrh. die Brüder Hubrecht u. Jan van Eyk (s.d. 1) u. 2) die eigentliche L. schufen. Ihnen folgte die Flandrische, die Rheinische u. die Oberdeutsche Schule; die Luftperspective in den Landschaften aus dieser Zeit ist bereits genau beobachtet, die Perspective hoch, die Anordnung steil, den Vordergrund bildet meist noch eine heilige Gruppe, doch malte schon Anfang des 16. Jahrh. die Brabanter Schule (Joach. Patenier u. Herri de Bles) Landschaften ohne epischen Vordergrund. Unter den Italienischen Schulen bildeten zuerst die von Venedig u. Florenz (Giov. Bellini, Leonardo da Vinci u. Tizian) die L. aus, behandelten sie jedoch immer noch als untergeordnet. Ende des 16. Jahrh. traten zuerst die Niederländer Breughel (s.d.) mit großartigen landschaftlichen Compositionen auf; ihnen folgten Roland Savery, Vinckebooms, Hondekoeler u. Rubens, worauf sich auch in Rom eine Deutsche u. Französische Schule bildete, welche die L. wesentlich vervollkommnete. Das 18. Jahrh. war dagegen ziemlich unfruchtbar für diesen Zweig der Kunst, u. erst gegen die Mitte des 19. Jahrh. erhielt die L. einen neuen Aufschwung durch Einwirkung der Romantischen Schule der Geschichtsmalerei, bes. durch die Düsseldorfer Schule (Lessing, Achenbach, Scheuren), die Berliner u. Münchner Schule (Rottmann), die Genfer Schule (Diday u. Calame) u. die Niederländer Barend Cornelis Koekkoek u. Schotel. Während die genannten Schulen einem reichen Naturalismus huldigen, strebt die Pariser Schule im Allgemeinen mehr nach Effect als nach Wahrheit, was auch in vieler Beziehung von der Englischen Schule gilt, während die italienische u. spanische Malerei in der Landschaft wenig leistet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 88.
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