Bellīni

[544] Bellīni, 1) Giacomo, geb. 1400, Historienmaler der Venetianischen Schule, st. 1470. Von seinen in der Weise des Squarcione ausgeführten Werken sind wenige übrig. 2) Gentile, Sohn des Vor., geb. 1421; malte geschichtliche Gegenstände.[544] ü. Bildnisse. Ihn schickte die Republik Venedig an Mahmud II. nach Constantinopel, als derselbe einen guten Bildnißmaler von ihr verlangte; aber als dieser, um ihn auf einen Fehler in einem Gemälde, der Enthauptung Johannis, aufmerksam zu machen, ohne weiteres vor seinen Augen einem Christensklaven den Kopf abschlagen ließ, ging er eilends nach Hause; er st. 1507. Er hat das Verdienst getreuer Naturnachbildung u. schöner Färbung. Werke: die Geschichte des Wunderkreuzes, in der Akademie zu Venedig; die Predigt des St. Marcus, ebd. 3) Giovanni (genannt Gianbellin od. Sambellin), geb. 1426, Bruder des Vor., den er an Talent weit überragte, Haupt der älteren Venetianischen Schule; st. 1516. Religiöser Ernst, bestimmte Zeichnung u. tiefe Färbung sind Hauptmerkmale seiner Kunst. Werke in den verschiedensten Kirchen Venedigs u. der dortigen Akademie: Madonnen auf dem Thron, Christus in Emmaus; in der Dresdner Gallerie: Christus mit dem Evangelium; in der Gallerie Camuccini in Rom: der Olymp, wozu Tizian die Landschaft malte. 4) Lorenz, geb. 1643 zu Florenz, war Professor der Anatomie zu Pisa, dann Großherzoglicher Leibarzt zu Florenz. Er erwarb sich vorzüglich um Anatomie der Nieren Verdienst u. entdeckte die nach ihm genannten Kanäle (Bellinische Gänge, s.u. Nieren) in denselben. Er schr.: De structura renum, Flor. 1662, Leyd. 1714; Gustus organum novissime deprehensum, Bol. 1665; De urinis, de pulsibus, de missione sanguinis, de febribus, de morbis capitis et pectoris, ebd. 1683, Lpz. 1731; Opuscula, Leyd. 1714; Opera omnia, Ven. 1708; La Bacchereide, Flor. 1729 (Gedicht). 5) Vincenzo, geb. 1. Nov. 1802 zu Catania in Sicilien, wurde am musikalischen Conservatorium zu Neapel erzogen u. erregte in weiteren Kreisen Aufmerksamkeit durch seine zweite Oper Bianca e Fernando, welche auf dem Theater San Carlo zu Neapel zur Aufführung kam. Der Erfolg derselben verschaffte ihm den Auftrag, für die Scala in Mailand eine Oper zu componiren. Er schuf sich einen eigenen, von Rossini u.a. Italienern abweichenden Styl, welcher, von überflüssigen Zierrathen frei, dem Gedanken des Textes sich anschließt, u. weist dem Orchester eine untergeordnete Rolle an. Er ging 1833 nach. Paris; hier erhielt er einen Ruf nach London, von wo er indeß bald wieder nach Paris zurückkehrte, u. st. 24. Septbr. 1835 zu Puteaux bei Paris. Er setzte die Opern: Adelson e Salvina (1824), Bianca e Fernando, Il Pirata (1827), La straniera (1828), Montecchi e Capuletti (1829), Zaire, Sonnambula, Norma, Beatrice di Tenda, I Puritani.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 544-545.
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