Laubhüttenfest

[152] Laubhüttenfest (Chag Hassüchoth, gr. Stenopegia, Palmenfest), eins der drei hohen Feste der Juden, an welchem alle Personen männlichen Geschlechts in Jerusalem erscheinen mußten. Es wurde den 15. des Monats Tisri (nach dem 14. des October) eine Woche hindurch gefeiert, während welcher Zeit die Juden in, aus Laubwerk gebauten Hütten wohnten, od. ihre Häuser mit grünen Zweigen schmückten, zum Andenken. daran, daß die Israeliten nach dem Auszug aus Ägypten 40 Jahre lang in Hütten gewohnt hatten (nach Ein. auch als Dankfest für die Ernte, bes. die Weinernte gefeiert). Zugleich war es mit öffentlichen Lustbarkeiten u. glänzenden Gastgeboten verbunden, u. es wurde an demselben das sogenannte Hallel od. die Psalmen Davids 113–115 gesungen. Täglich wurde eine Anzahl junger Stiere, im Ganzen 70, Widder u. Lämmer mit Speis- u. Trankopfern dargebracht. Vor dem Exil soll es nicht gesetzlich gefeiert worden sein, u. das Ritual bildete sich nach u. nach immer mehr aus. An jedem Tage holte ein Priester zur Zeit des Morgenopfers in einem goldenen Kruge Wasser aus der Quelle Siloa u. goß dasselbe nebst Wein in zwei an der westlichen Seite des Altars angebrachte Röhren aus. Am Abend des. ersten Festtages begann im Vorhof der Weiber auf großen goldenen Candelabern eine prächtige Illumination, u. die Männer hielten davor einen Gesang u. Musik mit Fackeltanz (Simhaßbaßhaschöba). Wichtig beim L. war u. ist der Lulab, ein mit drei Myrthen u. Bachweiden zusammengebundener Palmenzweig, welcher nebst dem sogen. Paradiesapfel (Ethrog) in die Hände genommen u. bewegt (Lulabschütteln), u. mit welchen vier Gattungen (Arba Minim) ein Umzug um eine auf die Tribüne gestellte Gesetzrolle gehalten wird, wobei ein nach dem Anfang u. Ende. Hosianna benanntes Gedicht recitirt wird. Am siebenten Tage (Hoschaina rabba, Bachweidenfest) nimmt man noch ein besonderes Bündel von Weiden (Hoschaina) hinzu u. hält sieben Umzüge um alle aus der Lade genommenen Gesetzrollen, worauf das Weidenbündel abgeklopft wird (Hoschainaklopfen). Zu den sieben Festtagen kam noch ein achter (Jom Azereth, Tag der Zurückhaltung od. der Festversammlung), wo die Opfer andere waren, die Palmzweige beim Absingen des großen Hallel fehlten, kein Umzug mehr stattfand, man auch nicht mehr in Hötten lebte. Das L. wird noch jetzt von den Juden hoch gefeiert.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 152.
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