Lawinen

[181] Lawinen (Lavinen, im Schweizerischen Lauwinen od. Lauinen), große Schneemassen, die von hohen Gebirgen in das Thal herabrollen u. dort oft die größten Verwüstungen anrichten. Häufig sind dieselben anfangs nur unbedeutende Ballen, die auf der Spitze eines Berges locker gemacht werden, herabrollen u. im Herabrollen nun eine sich immer vergrößernde Masse bilden. Je nach ihrer Entstehung u. Erscheinung unterscheidet man verschiedene Arten von L. Die kalten (Staub- od. Wind-) Lawinen entstehen aus lockerem, frischem, tiefem, plötzlich sich von einem Abhange lösendem Schnee u. bilden beim Aufschlagen große Staubschneewolken, die eine Erschütterung der Luft bewirken u. dadurch, wie durch ihre Last, Menschen u. Thieren lebensgefährlich werden. Sie kommen im harten Winter vor. Die warmen (Schlag-, Schrund-, Schloß-) Lawinen entstehen meist auf der Süd- od. Westseite der Berge durch den im Thauwetter feucht u. schwer gewordenen Schnee. Die Gletscher- (Sommer-) Lawinen sind große Eis- u. Schneemassen, welche sich im Sommer von den Gletscherfeldern lösen u. dann in die Tiefe stürzen. Winterlawinen entstehen im Winter entweder bei frischgefallenem Schnee, sie nehmen an Masse bei jeder Umwälzung zu u. heißen dann Schneeschlupfen; od. es brechen Massen von altem Schnee krachend ab u. stürzen, den Grund mit sich fortschiebend, ins Thal (Grundlawinen). Die L., bes. die warmen, wickeln in sich ein, was ihnen im Wege steht; sie reißen die stärksten Bäume aus den Wurzeln, nehmen Felsenstücke mit etc. u. zertrümmern, wo sie niederfallen, Häuser u. Mauern. Erdlawinen, nennt man lockeres, sich herabsenkendes Erdreich, s. Bergsturz.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 181.
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