Lublin

[561] Lublin, 1) Gouvernement in Russisch-Polen, im Osten an Volhynien, im Süden an Galizien grenzend; 548,61 QM. u. 1,100,000 Ew., umfaßt die bisherigen Gouvernements L. u. Podlachien u. ist in 8 Kreise getheilt; der Boden ist eben, stark bewaldet, hie u. da morastig; es gibt viele Seen u. der Wieprz durchströmt das Land. Der Ackerbau ist weniger bedeutend als die Viehzucht; 2) Kreis daselbst mit 180,000 Ew.; 3) Hauptstadt des Gouvernements an der Bystrzyca, in fruchtbarer Gegend, umgeben von Seen, Sitz der obersten Behörden, des Appellationsgerichts, Bischofs; altes Schloß, Rathhaus, 18 Kirchen (darunter Kathedrale), mehrere Klöster, Synagoge, Rathhaus, mehre Paläste, Piaristencollegium, Seminar, Hospitäler, Zuchthaus, Fabriken in Tuch, Handel mit Getreide u. Wein, Gesellschaften für Ackerbau, Wissenschaften, Wohlthätigkeit, 3 große Messen, Nationaltheater; 16,000 (darunter 8000 jüdische) Ew. 1203 wurde die Citadelle vom Czar Romanus vergebens belagert; die Stadt 1240 von den Tataren verbrannt; im 14. Jahrh. von den Russen unter Großfürst Daniel genommen u. befestigt, aber nach 75 jährigem Besitz wieder an die Polen verloren. Es hatte zur Zeit seiner Blüthe unter den Jagellonen 50–70,000 Ew. Hier im August 1702 Conföderation für König August von Polen gegen Karl XII. von Schweden. L. kam in der Theilung Polens an Österreich u. wurde 1809 Departementsstadt des Großherzogthums Warschau, bei dem es 1815 blieb.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 561.
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