Montague

[406] Montague (spr. Mantägjuh), 1) Edmund, aus der Familie der Grafen von Halifax u. Manchester stammend, geb. um 1495 in Bridgstock; trat in das Parlament, wurde Ritter u. 1548 Richter der Kingsbench, kam in den Geheimen Rath, widersetzte sich unter Eduard VI. der Heirath der Johanna Gray mit dem Sohn des Herzogs[406] von Northumberland u. der Thronausschließung der Maria u. Elisabeth, ließ sich aber endlich bewegen, letztere unter Modalitäten zu billigen, wurde daher 1550, als. Maria dennoch auf den Thron gelangte, seiner Ämter entsetzt u. st. 1556. 2) S. Sandwich. 3) Maria Pierrepont Somerset, Lady Wortley M., Tochter des Herzogs Evelyn Pierrepont von Kingston, geb. 1690 in Thoresby; sie heirathete 1712 insgeheim Edward Wortley M. u. folgte 1716 ihrem Gatten auf seiner Gesandtschaftsreise nach Constantinopel. Hier suchte u. erhielt sie auch Eintritt in das Serail, angeblich gegen Gewährungen der Gattenrechte an den Sultan Achmed III. Nach etwa drei Jahren kehrte sie mit ihrem Gemahl nach London zurück u. versammelte dort einen Kreis geistreicher Männer um sich. Eine Frucht der Reise nach dem Orient waren ihre 1716 u. 18 geschriebenen Briefe, Constantinopel u. die Türkei betreffend (in fast alle lebende Sprachen übersetzt); auch hatte sie in der Türkei die Schutzpockenimpfung kennen gelernt, welche durch sie dann in England bekannt wurde. Wegen einer Satyre, welche Pope auf sie machte, u. der Niederlage der Tories, denen sie anhing, ging sie 1739 nach Italien, wo sie bis 1761 getrennt von ihrem Gatten lebte, dann Wittwe geworden kehrte sie nach England zurück u. st. daselbst 21. Aug. 1762. In ihrem Testamente setzte sie ein Legat aus, nach welchem die armen Schornsteinfeger in London jedes Jahr einmal gespeist werden, ihr Couvert mit bekommen u. noch außerdem jeder einen Schilling zum Geschenkerhalten sollte. Sie schr.: Letters, Lond. 1763, 3 Bde., n.A. ebd. 1767 (wozu 1768 noch ein 4. Bd. kam), Par. 1804, verm. von ihrem Enkel, Marquis Bute: The letters and other works of the Lady M., Lond. 1817, 5 Thle., 2. A. ebd. 1837. 4) Edw. Wortley M., Sohn der Vorigen, geb. 1715 zu Warncliffe-Lodge bei Sheffield, den aber ihr Gatte Anfangs nichtals sein Kind anerkannte; 1719 kam er in die Schule von Westminster, entlief von da u. wurde erst nach Jahresfrist zurückgebracht, entlief bald von Neuem, ging als Schiffsjunge auf ein Schiff, das nach Oporto segelte, entsprang dort, verdang sich bei portugiesischen Bauern u. kam nach einigen Jahren wieder nach Oporto, wurde erkannt u. wieder nach England geschickt, entwich dort zum dritten Mal, wurde Matrose, aber von Forster, einem Freund seiner Eltern, wieder zurückgeführt. Er ging nun mit Forster nach Ostindien, blieb dort einige Jahre u. wurde nach seiner Rückkehr 1747 angestellt. Nach einem wüsten Leben ging er nach Paris, kam dort wegen eines Handels mit einem Juden, der von ihm im Spiel ausgeplündert zu sein behauptete, ins Gefängniß, kehrte dann nach London zurück u. wurde 1754 Parlamentsmitglied. Von seinen Eltern so gut wie enterbt, erhielt er doch von seinem Schwager, Lord Bute, viel Vermögen abgetreten, bereiste Italien, Palästina, Ägypten u. Armenien, trug sich als Armenier u. kam 1765 nach Venedig zurück. Er selbst rühmt sich, auf dieser Reise alle Rollen gespielt zu haben u. nach der Verschiedenheit der Länder, welche er durchreiste, Landmann, Postillon, Stallmeister, Petit-Maitre, lutherischer Geistlicher, katholischer Abbé gewesen zu sein; auch soll er die Frau des dänischen Consuls zu Alexandrien, nachdem er ihren Mann durch falsche Nachrichten zu einer Reise nach Europa bewogen habe, mit der Nachricht des Todes ihres Gatten getäuscht, sie geheirathet u. nach Syrien entführt haben. Nach mehren wiederholten Reisen in den Orient (1766–1773) war er ganz Türke geworden u. starb, indem er sich sterbend noch zu dem Islam bekannte, 1776 in Venedig. Er schr.: On the rise and the fall of the ancient Republics (doch soll sein Freund Forster dies Buch geschrieben u. es M. einst gegeben haben, damit sein Vater aus Freude über die ernstliche Beschäftigung seines Sohnes dessen Schulden bezahle), Lond. 1759 (französisch, Par. 1769 u. 1793); Bemerkungen über die Erdbeben etc.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 406-407.
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