Morgan [2]

[452] Morgan (spr. Morgänn), 1) Henry, Sohn eines Pachters in Wales; ging als Matrose nach Barbados u. kaufte sich in Jamaica mit Mehrern ein Schiff, mit dem er Seeräuberei trieb. Bald schwang er sich zum Capitän desselben empor, u. seine glücklichen Unternehmungen machten solches Aufsehen, daß ihn der Flibustieradmiral Mansfield zu seinem Viceadmiral ernannte. Nach dessen Tode 1668 folgte ihm M. Er wußte zuerst Einheit u. Geist in die zersplitterten Unternehmungen der Seeräuber zu bringen, sammelte bis 15 Schiffe u. 1200 Mann u. machte, verstärkt durch ein Schiff von 36 Kanonen vom britischen Gouverneur von Jamaica, einen Zug gegen die Spanier nach S. Domingo, nahm das spanische Fort Maracaibo, verbrannte die spanische Flotte u. brandschatzte die amerikanische Stadt Gibraltar. Durch einen Sturm wurde er 1669 gezwungen, nach Jamaica zurückzukehren. 1670 rüstete er eine Flotte von 37 Segeln aus u. nahm unter britischer Flottenflagge das Fort S. Catalina an der Küste von Nicaragua, landete dann an der Mündung[452] des Chagres u. marschirte zu Lande nach Panama, stürmte diese Stadt, plünderte sie u. führte die 600 Einwohner, welche sich nicht lösen konnten, als Gefangene mit sich nach der Chagresmündung. Er wollte nun S. Catalina als Sitz der Flibustier benutzen, aber ein Befehl des Königs von England, welcher die jamaicanischen Behörden wegen der bisherigen Unterstützung M-s zur Rechenschaft zog u. M. selbst nach Europa entbot, vereitelte dies Vorhaben. Indessen folgte M. dem Befehl nicht, lebte in Jamaica u. st. in hohem Alter. 2) Thomas, war erst bis 1726 Prediger einer nonconformistischen Gemeinde, dann Arzt bei den Quäkern in Bristol u. deren Vertheidiger, zuletzt ein Wortführer des englischen Deismus daselbst; er privatisirte in London u. st. 14. Jan. 1743; er schr.: The moral philosopher, Lond. 1737–40, 3 Bde. 3) Lady Sidney M., geb. 1783 auf der Überfahrt von Irland nach England, Tochter des Dubliner Schauspielers Mac Owen, welcher in Connaught ansässig war u. ihr eine gute Erziehung gab; kaum 16 Jahr alt, trat sie als Schriftstellerin auf u. erhielt, bes. durch die Novelle The wild Irish girl (Lond. 1801, n.A. 1847), Ruf. Nach ihrer Verheirathung mit dem Arzte Sir Charles M. bereiste sie 1816 Frankreich u. Italien u. kehrte 1823 nach Dublin zurück. Als Früchte dieser Reise erschienen: France (Lond. 1817, 2 Bde.) u. Italy (ebd. 1823, 2 Bde., beide deutsch, Lpz. 1823 u. 25), durch scharfes Urtheil u. geistreiche Ansichten erregten diese Bücher großes Aufsehen; sie wurden ihrer politschen Tendenz wegen in Sardinien, Rom u. Österreich verboten, u. der M. auch der Eintritt in die österreichischen Staaten versagt. 1829 bereiste sie Frankreich von Neuem u. 1833–34 Belgien; lebte seit dem Tode ihres Gatten (1843) in einer Villa bei London, nahm lebhaften Antheil an den nationalen Bewegungen der Italiener in den Jahren 1847 u. 1848, erließ ein offenes Sendschreiben an Pius IX., schrieb die Flugschrift Letter to Cardinal Wiseman (Lond. 1850) u. st. 13. April 1859. Außerdem schr. sie: St. Clair, or Heiress of Desmond, 2 Bde.; The Novice of St. Dominic, 1805, 4 Bde.; Patriotic sketches of Ireland; O'Donnel; Life and times of Salvator Rosa, 1824 (deutsch von Theodor Hell, Dresd. 1824); France in 1829, Lond. 1830; Book of the boudoir, ebd. 1829; Florence Maccarthy, ebd. 1818; The princess or the beguine, ebd. 1835; Woman and her master, ebd. 1841; The book without name, ebd. 1841; Passages from my autobiography, ebd. 1859.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 452-453.
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