Nierenkrankheiten

[944] Nierenkrankheiten, diese Krankheiten sind nicht leicht zu erkennen, indem die Untersuchung des Organs nur selten zu einem sichern Ergebniß führt. Schmerzendumpfer Art od. kolikähnlich (Nierenkolik) sind auch nicht regelmäßig vorhanden. Bes. wichtig ist die Veränderung des Harns, der entweder einzelner Stoffe (des Harnstoffs z.B.) entbehrt od. abnorme Bestandtheile (namentlich Eiweiß) führt od. mit den Krankheitsproducten auf innige u. vollständige Weise vermengt ist, so daß z.B. Blut, Eiter, Flocken, Fettkügelchen, Bellinische Epithelien mit dem Urin entleert werden. Von den übrigen die N. begleitenden Erscheinungen sind Fieber, Brechen, Wassersucht u. Nervenzufälle bis zu Krämpfen, Delirien u. Betäubung (in Folge der Zurückhaltung des Harnstoffs Blute, Harnvergiftung des Blutes) zu nennen. Die Nierenentzündung (Nephritis) tritt in acuter u. in chronischer Form auf. Die erstere verräth sich durch Schmerz sehr verschiedener Art, der sich durch Druck u. Erschütterung vermehrt u. zuweilen dem Laufe des Harnleiters folgend bis nach der Blasengegend hinabzieht; die Harnabsonderung ist entweder zum Theil od. gänzlich unterdrückt, der Harn eiweiß- od. eiterhaltig. Fieber fehlt nie u. in schlimmen Fällen treten Ekel, Erbrechen, Stuhlzwang, Ohnmachten, Delirien, Gliederzittern u. Urämie ein. Die chronische Nierenentzündung bringt die obigen Erscheinungen langsamer, milder u. dauernder zuwege. Zu unterscheiden ist noch die Nierenzellgewebsentzündung (Perinephritis), welche die Nierenthätigkeit nicht unbedingt stört, u. die Nierenkelchentzündung (Pyelitis; Nierenkatarrh), welche namentlich die Nierensteinkrankheit begleitet u. auch sonst als chronischer Katarrh nicht selten ist. Hier enthält der Urin Schleim, Eiter, Blut u. kann bei Verstopfung des Harnleiters Anschwellung der Nieren u. Harnvergiftung des Blutes eintreten. Die Nierenkelchentzündung kann in Zertheilung, Verhärtung, Brand u. allgemeine Blutverderbniß od. in Eiterung enden, durch welch letzteren Ausgang eine Abzehrung (Nierenschwindsucht, Tabes od. Phthisis renalis) bedingt wird. Die Ursachen der N. sind mechanische Verletzungen, sei es von außen her od. durch Harngries u. Nierensteine, [944] Mißbrauch starker Urin treibender Mittel, der Genuß mancher Biere u. Weine, allzulange Harnverhaltung. Die Behandlung der N. beschränkt sich innerlich auf milde beruhigende Getränke, auch Bädern, die gewöhnlichen entzündungswidrigen Mittel. Von den Nierenentartungen sind bes. wichtig die Bright'sche Krankheit u. die Harnruhr (s. b.). Ferner kommen noch vor Nierentuberkeln, Nierenkrebs u. Nierenwassersucht (Hydrops renum) in Folge von Verschließung des Harnleiters. Über die Krankheit der Nieren schrieben König, Lpz. 1826, u. Rayer, Par. 1838 (übersetzt von Krupp, Kassel 1839).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 944-945.
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