Otaheitische Sprache

[508] Otaheitische Sprache, zu dem Malaischen Sprachstamm (s.d.) gehörig, hat einen Artikel te od. e, wofür auch zuweilen taua... ra, te hoe u. maa gebraucht wird. Das Substantivum hat kein Genus; bei Menschen unterscheidet man dasselbe durch tane Mann, vahine Frau, bei Thieren durch oni Männchen, ufa Weibchen, was dem Substantivum nachgesetzt wird, z.B. metua tane Vater, metua vahine Mutter. Der Plural wird durch Vorsetzung der Partikeln na, mau, tau, pue etc. ausgedrückt. Zur Bezeichnung der Casus dienen Präpositionen: Nom. o, Gen. a, o, na, no, ta, to, Dat., Acc. i, Voc. e. Das Adjectiv steht attributiv nach, prädicativ vor dem Substantiv, z.B. te moua roa der hohe Berg, e roa te moua der Berg ist hoch. Der Comparativ wird durch ein nachgesetztes ae, atu (mehr, weiter) od. hau (übertreffen) bezeichnet. Die Zahlwörter sind: 1 tahi, 2 rua, piti, 3 toru, 4 eha, maha, 5 rima, pae, 6 fene, ono, 7 bitu, 8 varu, 9 iva, 10 ahuru, welche auch als Ordinalia (gewöhnlich mit dem Artikel) gebraucht werden. Die Pronomina personalia sind au, vau ich, oe du, ia er; sie haben einen Dual u. Plural; Dual taua, maua wir zwei, orua ihr zwei, raua sie zwei, Plural tatou, matou wir, outon ihr, raton sie. Die beiden Formen für die erste Person unterscheiden sich darnach, ob der Angeredete mit inbegriffen ist od. nicht. Der Genitiv dient als Possessivum, das Reflexivum wird durch iho, selbst, bezeichnet. Für das Demonstrativum gibt es außer ia (er) noch drei Formen, welche aus Zusammensetzung des Artikels mit Localadverbien entstanden sind u. die verschiedenen Grade der Nähe od. Entfernung ausdrücken: tei, teie dieser hier[508] (bei dem Redenden), tena dieser da (bei dem Angeredeten), tera dieser dort: Relativum fehlt; Interrogativum aha was, teihea was, wer; Indefinitum etahi, vetahi irgend ein etc. Die Verba haben nur eine unvollkommene Art das Tempus zu bezeichnen, nämlich durch Partikeln, welche zum Theil von ganz unbestimmter Bedeutung sind, wie ua auch, nur, schon, noch, das für das Präsens, Präteritum u. selbst Futurum gebraucht wird; andere solche Partikeln sind o, i vor, ai, nei, na, ra nach dem Verbum. Der Imperativ wird durch ein vorgesetztes e, a, ia. ei, der Infinitv durch e bezeichnet. Ein Verbum substantivum existirt nicht; zuweilen wird es durch die Temporalartikel ua od. das Pronomen ia ersetzt. Das Passivum wird durch die Endung hia gebildet. Ortsadverbien werden als Präpositionen gebraucht, z.B. roto in, vaho aus, nia auf, über, raro unter, mua vor, muri hinter, nach. Andere Präpositionen sind i, na, no, ei, ma etc., deren Bedeutung zum Theil ziemlich vag ist. Der Anfang des Vaterunsers lautet: e to-matu metua i te ao ra, ia raa to-oe ioa, d.h. o unser Vater in dem Himmel dort, sei heilig dein Name. Grammatik u. Wörterbuch in Buschmann, Aperçu de la langue des îles Marquises et de la langue Taïtienne, Berl. 1843; Gaussin, Du dialecte de Tahiti, Par. 1853.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 508-509.
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