Palladĭo

[576] Palladĭo, Andrea, geb. 30. Nov. 1518 in Vicenza; italienischer Baumeister, war ursprünglich für Bildhauerei bestimmt, wurde aber vornehmlich durch Trissino zur Architektur geführt. Er studirte die Werke der altrömischen Architektur in Rom, aus deren Trümmern er seine Säulenordnungen herstellte, welche neben denen des Vignola, Scamozzi u. Serlio in ganz Italien, ja in ganz Europa als Canon angesehen wurden. 1547 kehrte er nach Vicenza zurück. Zuerst restaurirte er die alte gothische Basilika auf moderne Art u. nachdem er in Rom mit seinem Plan für den Ausbau der Peterskirche nicht durchgedrungen war, arbeitete er in Norditalien u. baute Gebäude aller Art. Er st. 19. August 1589 in Vicenza, wo ihm auf dem Friedhof ein Denkmal gesetzt ist. P. ahmte die Antike nicht sklavisch nach, sondern wußte mit Phantasie u. Geschmack die derselben entnommenen Elemente modernen Begriffen anzupassen u. durch mannigfaltige Combinationen immer neue Hauptformen zu erzielen. Den Palästen in der Stadt gab er gewöhnlich offene Säulenhallen u. den Säulen Bossagen, den Kirchen gern eine korinthische Vorhalle. Der Styl P-s ist kein reiner u. tief begründeter, die Feinheiten der griechischen Baukunst waren ihm fremd geblieben; allein er ist in Übereinstimmung mit seinen Vorfahren, Brunelleschi, Bramante etc., noch immer edel u. einfach im Gegensatz gegen seine Nachfolger. Vicenza u. Venedig sind die Hauptschauplätze seiner Kunst; er fertigte auch die Zeichnungen für Barbaros Ausgabe des Vitruv; gab den Cäsar (Con le figure in rame degli allogiamenti, De fatti d'arme), Venedig 1565, heraus u. schr.: Dell architettura, Ven. 1570, n.A. Vicenza 1776–83, 4 Bde., deutsch von Böckler, Nürnb. 1698, zum Theil von Lord Barlington herausgegeben; Oeuvres complets in 20 Lieferungen mit Kupfern, Par. 1827. Lebensbeschreibung P-s von Th. Temanza, Ven. 1762.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 576.
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