Romancēro

[299] Romancēro (spr. Romandsero), Romanzenbücher, hießen in Spanien Sammlungen von Romanzen (s.d.), wie solche dort seit Mitte des 16. Jahrh. erschienen. Das erste derselben war die Silva de romances (Saragossa 1550, 2 Thle.), welche so großen Beifall fand, daß binnen wenigen Jahren drei Ausgaben (die letzte u. vollständigste Antw. 1555) erschienen. Auch ein fast gleichzeitig gedruckter Cancionero de romances (Antw. 1550) erlebte noch in demselben Jahre eine zweite Auflage. Dieser folgten alsbald die R-s von Sepulveda (1551), Timoneda (1573), Linares (1573), Padilla (1583), Maldonado (1586) u. Cueva (1587), welche jedoch der Hauptsache nach nur aus solchen Romanzen bestehen, welche ihre Herausgeber selbst verfaßt hatten. Unter Benutzung aller dieser Sammlungen entstand die umfangreiche Flor de rarios y nuevos romances (1592–97, 9 Thle.), aus welcher wiederum nur mit wenigen Änderungen u. Zusätzen der Romancero general (Madr. 1600, 1602, 1604, 1614) hervorging, zu welchem bereits 1605 Miguel de Madrigal eine Segunda parte geliefert hatte. Neben dieser umfangreicheren Sammlung erschienen auch bald kleinere für den Volksgebrauch, wie von Juan de la Puente (Jardin de amadores, 1611), Pedro Arias Perez (Prima vera y flor, 1626 u.ö.), Pinto de Morales (Maravillas del Parnaso y flor de los mejores romances, 1637), Pablo de Val (Romances rarios, 1655) u. zahlreiche andere noch kleinere von wenigen Bogen, welche bis auf den heutigen Tag herab immer wieder gedruckt werden. Andere Sammlungen wurden mit Rücksicht auf den kriegerischen Geschmack der Zeit aus den größeren R-s zusammengestellt, wie z.B. der Romancero del Cid von Juan de Escobar (Alcala 1612 u.ö.). Mit Ausgang des 18. Jahrh. erwachte der Geschmack an der altspanischen Romanzendichtung von Neuem; namentlich geschah in Deutschland vieles für deren Sammlung u. Würdigung. Die Reihe der Romanzenbücher begann hier mit Grimms Silva de romances (Wien 1815), welchem Deppings Romancero castellano (Lpz. 1817, 2. Aufl. 1844, 2 Bde.) folgte. An letztern R. schloß sich als dritter Theil Ferd. Wolfs Rosa de romances (Lpz. 1846). Die trefflichste Sammlung lieferte jedoch in Spanien selbst Duran in seinem Roman cero general (Madr. 1828–32, 5 Bde., 2. Aufl. 1849–51, 2 Bde.).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 299.
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