Saragossa [1]

[888] Saragossa (Zaragoza), 1) Provinz des spanischen Königreichs Aragonien, zwischen den Provinzen Pamplona, Huesca, Lerida, Tarragona, Castellon de la Plana, Teruel, Soria, 310,5 QM., 384,176 Ew. (1857); Flüsse: Ebro mit dem Xalon, Gallego u.a., Kaiserkanal; 2) Hauptstadt darin, in einer sehr fruchtbaren Ebene, mitten in Olivenhainen, links am Ebro, an der Mündung des Gallego, des Guerva u. des Kaiserkanals in denselben, sowie an der von Barcelona hier führenden, 19. Sept. 1861 eingeweihten Eisenbahn. Über den Ebro gehen zwei Brücken, davon die eine steinerne 600 F. lang ist. S. ist Sitz des Generalcapitäns von Aragonien, einer königlichen Audienza, der Provinzialbehörden u. eines Erzbischofs, hat 2 Kathedralen, nämlich Nuestra Señora del Pilár, d.i. Unser Lieben Frauen zum Pfeiler (mit fünf Kuppeln u. wunderthätigem Marienbilde auf einer Säule von Jaspis, zu welchem ganz Aragonien wallfahrtet), u. die einfache Iglesia de la Seu, außerdem 17 Pfarrkirchen, ehedem 26 Klöster, großes Hospital für 1000 Kranke, Universität (gestiftet 1472, mit Bibliothek), Seminar, mehre Collegien, Ökonomische Gesellschaft (dabei Schulen der Mathematik, Nationalwirthschaft, Naturgeschichte), Akademien, 2 Bibliotheken, Fabriken in Leder, Wolle u. Seide, hatte früher gegen 50,000 Ew., jetzt nur noch gegen 30,000. Die Befestigung der Stadt bestand bis 1809 in einer Ringmauer, an welcher das Augustinerkloster, das Kloster San Ingracia, das Kapuziner- u. Barfüßerkloster Vorsprünge bildeten; einige andere befestigte Außenposten, wie das Schloß der altaragonischen Könige Aljaferia, ein Brückenkopf[888] am Guerva u. das Kloster San José, sowie links am Ebro das Jesuitenkloster bildeten die Außenwerke. – S. hieß im Alterthum Salduba u. erhielt 27 v. Chr., wo August eine Colonie dort anlegte, den Namen Cäsaraugusta (Caesarea Augusta) u. wurde Sitz eines Obergerichtshofes, zu welchem 152 Gemeinden gehörten. 255 kommt der erste Bischof von S. vor. Im 7. Jahrh. bemächtigten sich die Mauren der Stadt u. nannten sie Sarakoscha. Hier 752 Schlacht zwischen Jussuf Zumael, Feldherrn des Statthalters von Spanien, u. Omar, welcher sich empört hatte; Omar siegte u. belagerte S., Zumael räumte die Stadt freiwillig. 882 empörte sich Abdallah, Statthalter in S., gegen den König von Cordova, dessen Sohn Almundar S. 25 Tage vergebens belagerte. 1118 gewann Alfons I. die Stadt den Christen wieder u. ließ die Moschee zur Kathedrale umwandeln. 1317 wurde der Bischof Erzbischof. Im Spanischen Successionskriege nahm S. Partei wider Philipp V. für König Karl III. von Österreich, wurde aber 24. Mai 1707 vom Herzog von Orleans besetzt u. mußte sich Philipp V. unterwerfen. Am 20. Aug. 1710 Niederlage Philipps V. bei S., wonach S. wieder Karl III. huldigte (s. Spanischer Erbfolgekrieg), mußte aber noch vor Ablauf dieses Jahres Philipp wieder anerkennen. Schon früher hatte sie zur Strafe ihre Privilegien verloren. In neuester Zeit ist S. durch die tapferen Vertheidigungen gegen die Franzosen durch Palafox bekannt. Die erste erfolgte vom Juni bis August 1808 u. trotz des lebhaftesten Angriffes waren die Franzosen unter dem Marschall Lefebre zum Abzug genöthigt (s.u. Spanisch-Portugiesischer Befreiungskrieg). Das zweite Mal belagerten sie S. unter Lannes vom 21. Dec. 1808 bis zum 21. Febr. 1809, wo es sich endlich ergab (s. ebd.). Bei dieser Belagerung zeichnete sich Augustine, das sogenannte Mädchen von S., durch Muth aus, trug den Kriegern Munition u. Proviant zu, feuerte selbst Kanonen ab, deren Mannschaft gefallen war, u. wurde vielfach in Liedern gefeiert. In den Karlistenkriegen war S. stets der Königin Isabella treu. 1843 machte es mehre Versuche sich gegen Espartero zu erheben, welche alle fehlschlugen, s.u. Spanien (Gesch.).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 888-889.
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