Lannes

[113] Lannes (spr. Lann), 1) Jean L., Duc de Montebello, geb. 11. April 1769 zu Lectoure im französischen Departement Gers, besuchte anfangs das Collége daselbst, wurde aber, da seine Eltern verarmten, Färber u. trat 1792 als Soldat in die Pyrenäenarmee, wurde bald Sergeant-Major u. später Adjutant der Pariser Nationalgarde u. commandirte 1795 als Oberst eine Brigade. Kurz darauf entlassen, weil ihn der Volksrepräsentant Aubry als unfähig bezeichnet hatte, ging er als Freiwilliger nach Italien, wo ihn 1796 Bonaparte kennen lernte u. zum Adjutanten ernannte. Bei Millesimo zeichnete er sich so aus, daß er Brigadegeneral wurde. Als Divisionsgeneral ging er mit nach Ägypten, wo er bei St. Jean d'Acre schwer verwundet wurde. Am 18. Brumaire leistete er Bonaparte wesentliche Dienste u. commandirte vor dem Saale des Raths der Alten. Als Befehlshaber der Consulargarde zeichnete er sich bei Marengo aus, wurde 1801 Gesandter in Lissabon u. 1804 Reichsmarschall u. Herzog von Montebello; 1805 führte er das fünfte Corps u. trug viel zum Siege von Austerlitz bei. Mit demselben Corps siegte L. am 10. Oct. 1806 bei Saalfeld, am 14. Oct. d. J. commandirte er bei Jena im französischen Centrum; schloß 21 Oct. Die Capitulation von Spandau, lieferte 26. Dec. das Gefecht von Pultusk, wo er schwer verwundet wurde, u. commandirte 14. Juni 1807 bei Friedland das Centrum. 1808 u. 1809 befehligte er in Spanien die Reservearmee u. eroberte mit derselben Saragossa den 21. Febr. 1809. In der Schlacht von Eckmühl (22. April 1809) commandirte er zwei Divisionen von Davousts Corps, stürmte mit ihnen am 23. April Regensburg, zog am 13. Mai in Wien ein, wurde aber in der Schlacht von Aspern (21. u. 22. Mai) tödtlich verwundet u. st. am 31. Mai in Wien. Seine Leiche wurde zunächst nach Strasburg geschafft, 1810 aber zu Paris im Pantheon beigesetzt u. später auf dem Kirchhofe Père Lachaise beerdigt. In Lectoure wurde ihm ein Denkmal errichtet. 2) Napoleon Auguste, Duc de Montebello, ältester Sohn des Vor., geb. 30. Juli 1801, wurde 1815 von Ludwig XVIII. zum Pair ernannt, trat nach der Julirevolution von 1830 in den Staatsdienst, ging als bevollmächtigter Minister nach Schweden, dann nach der Schweiz, wo er im Juli 1846 die Entfernung der politischen Flüchtlinge forderte, übernahm im April 1839 auf kurze Zeit das Ministerium des Innern, ging 1840 als Gesandter nach Neapel, war im Ministerium Guizot Marineminister, 1849 Mitglied der Legislative, wo er der conservativen Partei angehörte, bekleidete dann französischer Botschafter in Petersburg. 3) der vierte Sohn von L., der einzige, welcher Militär wurde, nahm 1831 am Polnischen Insurrectionskriege Theil, wurde nach dem Staatsstreiche 1851 von Ludwig Napoleon zum Brigadegeneral ernannt u. später dessen Adjutant.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 113.
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