Sägewespen

[755] Sägewespen (Blattwespen, Tenthredinetae), Familie der Hautflügler; haben einen Leib ohne Stiel, vorstehende Legesäge (aus zwei Blättern bestehend), lange Kiefer, dreilappige Unterkiefer, aderige, runzelige, sich kreuzende Flügel; sind träg; das Weibchen bohrt Löcher in ein Blatt od. eine Rinde u. legt Eier hinein; die Larven fressen vom Blatt, haben 18–22 Füße, heißen Afterraupen, sind gesellschaftlich u. puppen sich entweder auf dem Blatt od. auf der Erde ein. Hierher gehören die Gattungen: a) Cimbex, s.u. Cimbex u. Knopfhornwespe; dazu gehört auch Braunwurz-S. (Tenthredo scrophulariae), Braunwurzschlupfer (Cimbex sc.), auf Scrophularien; b) Wald-S. (Hylotoma Latr.), Fühler dreigliedrig, das letzte Glied lang u. verdeckt, Larven mit 18 u. mehren Füßen; Arten: H. enodis, schwarzblau, Füße rosenroth, Vorderflügel ebenso mit helleren Spitzen, Hinterflügel fast farblos, 4–5 Linien lang, auf Weiden, welche durch die Larven vom August bis September oft entblättert werden; H. rosarum (Rosen-S.), auf Rosen, welche durch die Larve vom August bis October entblättert werden; H. ustulata, auf Birken; H. juniperi, auf Wachholder; c) Blattwespe (Tenthredo), Fühlhörner 9–11gliedrig, Flügel flach,[755] etwas aufgeschwollen, Legestachel zwei sägeförmig gezahnte Platten; Larven haben 20, oft 22 Füße; rollen sich bei der geringsten Berührung zusammen; sie nähren sich von Pflanzenblättern, verpuppen sich theils in der Erde, theils zwischen Blättern. aa) Mit abgestutzten, keulförmigen Fühlhörnern: Dickschenklige S. (T. femorata), Männchen: Leib schwarz, mit sehr starken Hinterschenkeln, Weibchen: Schenkel nicht stark, Hinterleib schwefelgelb, Vorderleib u. Beine braunroth; Larven 22füßig, sehr runzlich u. faltig; Grundfarbe grüngelblich an den männlichen, orange- od. röthlichgelb an den weiblichen; sie spinnen sich im Moose ein u. überwintern als Nymphe im Gespinnst. Die Wespen fliegen vom April bis Juni in Birken-, Erlen- u. Weidengebüsch, das Weibchen legt die Eier an die Blätter dieser; die Raupen entblättern u. verheeren oft ganze Erlen- u. Birkenwälder, können aber durch Ablesen u. durch Schweineeintreiben im Herbst u. Frühjahr vertilgt werden. bb) Mit ungegliederten, faden- u. kammförmigen Fühlhörnern: aaa) Feldrosen-S (T. s. Athalia rosae), röthlichgelb, Kopf, Fühler, Rücken des Halsschildes, Spitzen der Schienbeine u. Fußglieder schwarz; Länge 3 Linien; im Mai u. August auf Weiden, Rosen u. Stachelbeeren, vorzüglich aber auf Pflaumenbäumen, von deren Blättern sich die Larven nähren. bbb) Kien-S. (T. s. Lophyrus pini, Kiefer-S., Buschhorn-S.), 51/2–6 Linien, Männchen glänzend u. dunkelschwarz, Fühlhörner kammartig gefiedert, Flügel durchsichtig, grau; Weibchen blaßgelb, Fühlhörner schwarz u. fadenförmig; Kopf, Mitte des Hinterleibs u. 3 Halsschildflecken schwärzlich; Beine gelblich, mit schwarzen Schenkeln; Länge 3 Linien; Larve: 22füßig, anfangs grünlich weiß, mit graugrünen Rückenstreifen, rothbraunem Kopf, später schmutzig olivengrün, Kopf rostfarben; die Verpuppung geschieht in breiten braunen Tönnchen, an den Kieferzweigen u. an den Wurzeln, auch am Moos; vom Juni bis November trifft man Raupen, Puppen u. Wespen an; die Raupen fressen die Nadeln der Kiefern von 10–30 Jahren. In den Jahren 1718, 1719 u. 1720 richteten sie in Franken, Sachsen u. am Rhein bedeutenden Schaden an. ccc) Föhren-S. (T. pinastri), Männchen schwarz, mit gefiederten Fühlhörnern, Weibchen am Vorderleib bleichgelb, Hinterleib grüngelb, feingezähnte schwarze Fühlhörner; Larve grünlich od. graulich; lebt gesellschaftlich, spinnt sich an den abgefressenen Zweigen in Tönnchen ein; im Juni frißt die Raupe in den Kieferwaldungen die Nadeln ab u. wird so oft schädlich. ddd) Rothtannen-S. (T. abietis), schwarz, Fühlhörner vielgliedrig u. fadenförmig; Larve blaßgrün mit rostfarbenem Kopf, sie verpuppt sich in die Erde; die gesellschaftlich lebenden Raupen fressen die Fichten, Kiefern u. Lerchenbäume oft ganz kahl. cc) Mit borstenförmigen, vielgliedrigen Fühlhörnern: Nadelbaum-S. (T. erythrocephala), hat 24gliedrige Fühlhörner; Männchen schwarz, Vorderfüße gelb, Weibchen stahlblau, der Kopf roth; Larve grün, mit schwarzem Kopfe; lebt gesellschaftlich auf jungen Kiefern u. Fichten, wo sie die Zweige kahl abfrißt; sie verpuppt sich in der Erde. d) Großkopfblattwespe, s.d. e) Schwebwespe (Cephus Latr.), die Länge des Oberkiefers übertrifft seine Breite nicht, die Oberlippe steht nicht vor, die Fühler haben wenigstens 12 Glieder, der Hals ist verlängert. Ist wieder getheilt in die Gattungen: aa) Schwertwespe (Xiphidria Latr., Urocerus, Hybonotus), mit borstenförmigen, beim Munde stehenden Fühlern; Art: Kameelwespe (X. camelus), Seiten weiß, Bauch schwarz; u. bb) eigentliche Schwebwespe, Fühler nach dem Ende zu dicker, Fühlhörner neben der Stirn; Art: Kleine Schwebwespe (C. pygmaeus), glänzend schwarz, Brust u. Hinterleibsbinden gelb, Länge 3 Linien; wird von And. zu den Holzwespen Siricides gezählt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 755-756.
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