Raupen

[854] Raupen, die wurmförmigen, geringelten, mit Füßen versehenen Larven verschiedener Insecten, bes. der Schmetterlinge. Man unterscheidet zuvörderst After- u. wahre R; die Afterraupen haben entweder mehr als acht (wohl zwölf) Paar Füße u. am Kopfe, welcher immer rund, meist braun od. schwarz ist, jederseits nur ein Auge, aus ihnen kommen Blattwespen, od. haben nur drei Paar Brustfüße (Larven der Köcherjungfern); den Hinterleib rollen sie entweder ein, od. richten ihn, wenn sie angegriffen werden, auf, als Schutz gegen die Feinde. Bei den wahren R. ist der Leib halbwalzenförmig, zwölfringelig (den Kopf ungerechnet), mit wenigstens vier Paar Füßen, darunter meist drei Paar hornige (echte), an den ersten Ringeln gewöhnlich einige Paar warzige (Bauchfüße), u. hinten noch ein Paar zum Nachschieben (Nachschieber). Die meisten R. haben (außer drei Paar Hornsüßen) vier Paar Bauchfüße, vor u. nach diesen zwei leere Ringel; einige Schaben u. Motten drei Paar Bauchfüße (vor ihnen drei, nach ihnen zwei leere Ringel, od. umgekehrt); die Spanner haben ein auch zwei Paar Bauchfüße; die Psycheraupen keine od. nur fast unsichtbare, die Minirer gar keine. Der hornige, verschieden gestaltete, aber immer platte Kopf hat an der Unterlippe ein Loch, woraus sie spinnen, auf jeder Seite sechs, nur durchs Glas erkennbare Augen; an neun hinteren Ringeln ist jederseits ein Luftloch, dessen Verstopfung den. Tod nach sich zieht. Die Bauchfüße haben (bei echten R.) am Rande hakenförmige Klauen zum Anklammern an den Pflanzen; die gezähnten Freßwerkzeuge liegen unter zwei Kappen. Um den geradausgehenden Darmkanal liegt eine weiße Fettmasse (Fettkörper), daran das Herz, dessen Pulsation bei Nachtraupen äußerlich wahrgenommen werden kann. Die Materie zum Spinnen liegt neben dem Darm u. öffnet sich bei der Spitze der Unterlippe. Ihr Wachsthum hängt mit dem Häuten zusammen, welches mehrmals geschieht, u. vor welchem jedesmal die Raupe einige Tage Speise versagt. Die Schönheit der R. läßt nicht auf Schönheit des vollkommenen Insects schließen. Nach einiger Zeit (bei der Weidenraupe erst nach drei Jahren, bei anderen nach nur wenigen Wochen, bei einigen nach überstandenem Winter) zieht die Raupe ihr letztes Kleid aus u. wird zur Puppe (s.d.). Viele R. leben gesellig, bauen sich ein gemeinschaftliches Nest (Nestraupen), einige auf kürzere Zeit, u. zerstreuen sich wenigstens beim Verpuppen (Raupe des Goldafters, des Fichtenspinners, der Ringelraupe u.a.), andere auf Lebensdauer, u. bleiben auch als Puppen vereinigt (die Processionsraupe, die Raupe der Kirschenmotte, der Spindelbaumsmotte u.a.).

Man theilt die R. ein: A) nach Ansehen, Gestalt, Ähnlichkeit: in a) Schlangenraupen, Körper schlank, nackt, vier Bauchfüße, Puppe in der Erde, geben Spanner aus der Gattung Unca; b) Asselraupen, breit, Ringel eingeschnitten, halb behaart; c) Schneckenraupen, länglich, halbwalzenförmig, am Bauche Blasen mit zähem Schleime, geben Arten von Psyche; d) Spindelraupen, spindelförmig, haarig, Kopf klein, Verwandlung in der Erde, geben Arten von Lithosia; e) Fadenraupen, dünn, fadenförmig, rollen beim Berührtwerden die ersten Glieder zusammen, Puppe in der Erde; f) Langleibraupen (Larvae elongatae), walzig, Rücken mit Horn- od. Spiegelfleck, Puppe in Blätter gewickelt, geben Arten von Sesia; g) Schildraupen, schildförmig, Kopf u. Füße klein, geben Arten von Polyommatus; h) Hochschildraupen, schildförmig, fast eirund, gleich breit, schön gefärbt, Kopf u. Füße klein, an Pflanzenstängeln verpuppt, geben Arten von Lycaena; i) Schmalschildraupen, schildförmig, seitlich zusammengedrückt, Verpuppung an der Erde, geben Arten von Hesperia; k) Flachschildraupen, niedriger als Hochschildraupen, meist grün, haarig od. dornig, geben Arten von Thecla; l) Schildchenraupen, Rücken mit einer Reihe Schildchen, feinhaarig, Puppe in seinem Gespinnst, geben Zygänen; m) Runzelraupen, kurz, dick, mit Querrunzeln, verpuppen sich unter der Erde, geben Spanner; n) Schoßraupen, grün od. rothbraun gemischt, Kopf gespalten, mit zwei Auswüchsen, wie Schößlinge, zehn Füße, geben Spanner; o) Zweigschoßraupen (Larvae succuliformes), Ansehen wie junge Zweige, hinten ein zweispitziger Zapfen, Puppe auf der Erde, geben Spanner; p) Astraupen, gleichen an Farbe, Höckern u. Länge Ästen, geben zackenflügelige Spanner; q) Rindenraupen, nackt, hinten mit einigen Höckern, gleich an Farbe den Baumrinden, zwischen denen sie gern sitzen, Puppe in Erde, geben Eulchen; r) Halbspanner, zwölffüßig, Kopf klein, Leib vorn dünner, nackt, grün, Puppe mit Gespinnst, meist zwischen Blättern; geben Eulchen, z.B. Gamma; s) Scheinhalbspannerraupen, 16 Füße, die vordersten ganz kurz, gehen spannend, geben auch Eulchen; t) Scheineulenraupen, nackt, fast walzig, hellgestrichelt, Vorderleib aufgerichtet, Puppe in der Erde, geben Eulchen; u) Scheinspannerraupen, glatt, Kopf gewölbt, vorragend, feinstreifig, spinnt sich ein, geben auch Eulchen; v) Halbeulenraupen, spannen, zwölf Füße, vordere Bauchfüße sehr klein, Leib breit, grau u. braun, Puppe in der Erde, geben Phalänen; w) Asterspannraupen; x) Scheinspinnraupen, haarig, schwarz punktirt, Kopf klein, eingezogen; y) Scheinschwärmer, nackt, grün getüpfelt, Gespinnst seidenartig, Schmetterling mit mondförmigen Flecken, z.B. Seidenraupe. B) Nach allerhand Auswüchsen: a) Dornraupen, mit dornartigen Auswüchsen, auf Bäumen u. Sträuchern, geben Tagvögel; b) Scheindornraupen, Dornen weich, fleischig, Puppen verkehrt hängend, warzig, geben Schäcksalter; c) Halbdornraupen, ästige Dornen in zwei Reihen, Kopf gespalten, Puppe zweihörnig, geben auch Tagvögel (Eisvögel); d) Scharfdornraupen, wollig, gestreift, gesprengelt, dornensteif, ästig, in sechs Reihen, Kopf gespalten, Puppe mit zweispitzigem Kopf, geben Eckflügelfalter; e) Halsdornraupen, sechs Reihen ästiger Dornen, auf dem Hals zwei stärkere, Rücken mit breitem, getheiltem Streif, Puppe mit Goldflecken, bringen Edelfalter; f) Dornschekkenraupen, gefleckt, auf dem Nacken ein Gabelhorn, sonst mit vielen haarigen Fleischdornen, geben [854] Parnassier; g) Ganzdornraupen, jeder Ringel mit 4-6 Dornen, geben Perlmuttereckflügelfalter u.a.; h) Einspitzraupen, die Afterfüße laufen in eine einzige Spitze aus, Rücken höckerig, Larven von Spinnern; i) Zweispitzraupen, endigen hinten in zwei Spitzen, sind filzig, hell u. dunkel gestreift, auf Gras, geben Nymphenfalter; k) Gabelraupen, das letzte Gelenk aufrecht, mit einer Gabel, Puppenhülse hart, geben Arten von Cerura; l) Hörnerraupen, gelbquer gestreift, zwei kleine Spitzen hinten, zwei Hörner auf dem Kopf der Raupe u. Puppe, geben Schillerfalter; m) Einhornraupen, auf dem letzten Ringe ein glattes od. höckeriges Horn, vom Todtenkopf, Weinvogel u.a.; n) Afterhornraupen, statt des Hornes nur ein Höcker, Raupe des kleinen Weinvogels; o) Zapfenraupen (Larvae conigerae), auf dem vierten Ringe ein Fleischzapfen, auf Obstbäumen, geben Eulchenarten; p) Stachel- (Trill-) raupen, mehre Dörnchen auf dem Rücken, vom Schwalbenschwanz; q) Höckerraupen, nackt, glatt, mit kugelförmigen Höckern, geben Spinnerarten; r) Buckelraupen, nackt, hochfüßig, Leib mit Buckeln (bisweilen hinten zwei Dornen), geben Eulchen; s) Knopfraupen, bunt, behaart, jeder Ringel mit borstigen Knöpfen, hinten einziehbare Blasen, davon die Nonne, der Schwan u.a.; t) Franzenraupen, der achte Ringel mit einer Wulst, der elfte mit einer Gabel, an den Seiten fleischige Franzen, davon Ordensbänder u.a. C) Nach der Bedeckung: a) Nackt- (Glatt-) raupen, ohne alle Bedeckung, od. nur mit unmerklichen Härchen; b) Haarraupen, Leib lang, weich, feinhaarig, jung meist gesellig, Eier ringförmig gelegt, z.B. Ringelraupe; c) Bärenraupen, auf Wärzchen stehen lange, dichte Haare, davon Bärenvögel; d) Halbbärenraupen, Haare auf Wärzchen, sternförmig stehend, geben auch Bärenvögel; e) Dünnhaarraupen, auf sammetartiger Haut einzelne Haare od. haarige Wärzchen, fast wie die Vorigen; f) Milchhaarraupen (Larvae subpilosae), kleine, kaum sichtbare Haare auf Punkten, geben Schwärmer u. Eulchen; g) Halbhaarraupen, Haare zerstreut, Leib schwarz gesprengt, Gewebe mit Erde vermischt, R. von Spinnen; h) Pelzraupen, Leib lang, Haare dicht, weich, von Spinnern; fast so die Filzraupen, Haare kurz, weich, dick; i) Büschelraupen, mit Haarbüscheln (auch nur Warzen), vom Wolfsmilchvogel; k) Büschelhaarraupen, sechs Reihen behaarter Knöpfchen, auf dem Rücken zwei Reihen federartiger Haare, geben Schwärmerarten; l) Warzenbüschelraupen, über dem After u. auf einigen Ringen schwarze, behaarte Warzen, Arten von Laria u. Liparis; m) Bürstenraupen, Spinnerraupen mit Haaren, Bürsten, Pinseln; n) Schopfraupen, behaart, auf dem vierten u. dem letzten Ringel Haarbüschel, Puppe u. Raupe zwischen zusammengesponnenen Blättern, geben Arten von Laria; o) Knospenraupen, jeder Ring mit vier, sechs, acht feinbehaarten Knöpfen, Spinnerraupen; p) Sammetraupen, mit langen, weichen Haaren; q) Halsbandraupen, etwas behaart, Leib gelb, schwarz gefleckt, Halsband blau, gelb od. schwarz, davon der Fichtenspinner u.a.; r) Sternraupen, die Ringel haarige Sternspitzen, Weißlingsraupen; s) Schuppenraupen, Leib gleich dick, jeder Ringel mit winkeligen Streifen, geben Spanner. D) Nach Zeichnung: a) Bandraupen, breitere od. schmälere Längsstreifen auf dem Rücken, geben Eulchenarten, z.B. Graseule; b) Seidenbandraupen, über den Füßen ein breites Band, auf dem Rücken Streifen, Eulchenarten; c) Rückenstreifraupen, haarig, Streifen auf Rücken u. Seiten, Weißlingsraupen; d) Streifraupen (Larvae striatae), auf dem Rücken breite, meist unterbrochene Längsstreife, von Spannern; e) Seitenstreifraupen, grün od. braun, breiter, weißlicher Seitenstreif, von Eulchen; f) Breitstreifraupen, auf dunklem Grund breite, lichte Streifen, auch von Eulchen; g) Schmalstrichraupen, nackt, grün, dunkel punktirt, seitlich mit hellem Strich, von Eulchen; h) Strichraupen (Larvae strigilatae), seitlich mit schrägen Strichen, od. ein gerader Mittelstrich auf jedem Ring, Puppe in dünnem Gewebe, von Spannern; i) Schrägstrichraupen, nackt, bleichfarbig, längsgestreift, jeder Ringel mit schrägen Punktlinien, geben Arten von Hadena; k) Wellenstrichraupen (Larvae undatostriatae), zwei schlangenförmige Zeichnungen auf dem Rücken, etwas haarig, geben Eulchen aus der Gattung Poecilia; l) Vielstrichraupen, nackt, viele abwechselnde Längsstriche, auch aus Poecilia; m) Bogenstrichraupen, am Leibe hin Bogenstriche, Kopf gesprenkelt, wie Vorige; n) Spreckenraupen (Larvae atropunctatae), mit Flecken, Strichen, Punkten, geben Eulchen; o) Scheckenraupen, vorn etwas dicker, verschieden gefleckt, geben Tagfalter; p) Tigerraupen (Larvae variegatae), nackt, tigerartig gefleckt, fressen bes. Blüthen, geben Arten von Cucullia; q) Makelraupen, glatt, am Halse Augenflecken, letzter Ringel mit Horn, geben Schwärmerarten; r) Fleckenraupen, glatt, Seiten farbig gefleckt, Kopf klein, geben Schwärmer; s) Zeichenraupen (Larvae signatae), hellfarbig, oben u. seitlich schwarz od. roth gefleckt, geben Spanner; t) Punktenschnurraupen, dick, Kopf einziehbar, Haarreihen auf dem Leib, geben Widderchen; u) Rieselraupen, nackt, weiß getüpfelt, 3–4 helle Längsstriche, geben Arten von Cucullia; v) Halsschildraupen, nackt, Hals u. Schwanzende schwarz, weiß gestrichelt, geben Phalänen. E) Nach Aufenthalt u. Fraß: a) Blumenraupen, auf verschiedenen Blumen; b) Stängelraupen, in Pflanzenstängeln (Nocttyphae), od. mit Ansehen eines Stängels (Spanner); c) Hülsenraupen, in Samenkapseln; d) Wurzelraupen, in Wurzeln ausdauernder Pflanzen, Halsschild hornig, Puppe mit stachelichen Ringeln, in der Erde, davon Heplolus; e) Blattraupen, leben in u. von Blättern; f) Holzraupen, im Holze od. unter Rinden der Bäume, z.B. Cossus; g) Grabraupen (Erdraupen, Nachtraupen), am Tage in Erdlöchern, leben von Mottenarten; h) Markraupen, im Mark der Pflanzen; i) Wasserraupen, im Wasser, z.B. von Frühlingsfliegen; k) Mordraupen (Larvicidae), Kopf schwarz od. gefleckt, zwischen Blättern, rauben andere R., geben Arten von Zenobia. F) Nach einzelnen Körpertheilen: a) Dickkopfraupen, Kopf vorstehend, rund, dick, geben Tagvögel; h) Stumpfkopfraupen (Larvae amplocephalae), glatt, Kopf glatt, oval, seitlich Streife, geben Schwärmer (Sphinx convolvuli); c) Spitzkopfraupen, Kopf viereckig, Leib höckerig, schräg gestrichelt. d) Bleichkopfraupen, Kopf weißlich, Leib nackt,[855] fein, farbig, geben Arten von Poecilia. G) Noch verschiedene: a) Käferraupen, dem Käferlarven ähnlich im Holze, davon Arten von Algeria; b) Hasenraupen, jeder Ringel mit zehn streifhaarigen Knöpfchen, Rücken mit nacktem Streif, laufen schnell, geben gelbfüßige Spinner; c) Trägeraupen, R. mit sechs Bruststücken, ohne Schwanz u. Bauchfüße, träg, doch gesellig, geben Arten von Aleyrodes; d) Futteralmacherraupen, welche sich Hüllen von Seidengespinnst, Haaren od. Blättern u. dgl. machen. Die von Seide sind zum Theil hakenförmig gebaut (von Tinea tiliella u.a.), od. mantelförmig (doppelt über einander); die von Haaren kommen, von Kleider- u. Pelzmotten; die von Laub finden sich auf verschiedenen Bäumen u.a. Pflanzen; andere Futterale werden von Holzsplittern (Tinea graminella), Sandkörnern u. dgl. gebaut (die der Frühlingsfliege).

Merkwürdig sind die R. wegen ihrer Gefräßigkeit (nach welcher manche R. täglich eine eben so große Menge Nahrungsmittel zu sich nehmen, als das dreifache Gewicht ihres Körpers beträgt), wegen der Menge, in welcher einige, z.B. Kiefern- u. Kohlraupen erscheinen, u. wegen ihres Wachsthums (Weidenraupe wiegt erwachsen 72,000 mal mehr, als beim Auskriechen aus dem Ei). Ansehnlich ist der Schaden, welchen die R. durch Abfressen des Laubes der Obst- u. anderer Bäume, des Kohles u. anderer Gewächse thun (Raupenfraß). Bes. werden die Nestraupen od. die R. des Baumweißlings (Pap. crataegi), die Ringelraupen (Bombyx neustria), die Stammraupe (Bombyx dispar), die Raupe des Goldasterspinners (Bombyx chrysorrhoea), des Lindenschwärmers (Sphinx tiliae), des Weidenspinners, des Freßschmetterlings (Geom. brumata), des Eichen- od. Grünwicklers (Phal. tortrix), die Fichten- od. Kieferraupe (s.d. a.) schädlich. Schutzmitirt gegen das zu große Überhandnehmen der R. sind: jährliches Reinigen der Bäume von abgestorbenen Ästen u. Zweigen, an denen sich die überwinternden R. u. Puppen gern aufhalten; Reinigen derselben im Herbst von alten Blättern durch die Raupenschere u. durch Strohwische; Abkratzen der Oberfläche der Rinde u. hauptsächlich der Ritzen u. Klüfte durch starke Strohbesen, Umgraben der Erde 11/2–2 Fuß um die Bäume im Frühjahr, August u. October, um die in der Erde steckenden R. u. Puppen der Nässe u. den Vögeln Preis zu geben; Bestreichen der Raupennester mit starkem Seifenschaum, von welchem die R. sogleich sterben; Legen eines dicken Wulstes von Werg od. schlechter Wolle u. eines handbreiten mit Theer bestrichenen Streifens Papier od. Leinwand, unten an die Bäume; die hinauskriechenden R. bleiben so wie die Schmetterlinge in dem Theer od. der Wolle kleben; (dies muß im Frühjahr u. im Herbst geschehen, u. das Anstreichen mit Theer jede Woche zweimal wiederholt werden); Beräuchern mittelst einer an einer Stange an dem Baume angebrachten Kohlenpfanne, auf welche dürrer Kuhmist, Thierklauen, Hornabgänge u. desgl. mit Schwefel u. Salpeter geworfen werden, durch den Dampf werden die R. betäubt u. fallen herab, wo sie dann getödtet werden; sorgfältiges Absuchen der R. mit der Hand od. Abnehmen der Raupennester mit der Baumschere od. dem Raupeneisen (einem geraden od. aus einem mit doppeltem gebogenem Knie versehenen Eisen, das mit einem Öhr auf eine lange Stange gesteckt werden kann; oben hat das Eisen einen spitzig zulaufenden Einschnitt). Die Nester des Baumweißlings nimmt man am besten im Spätherbst od. im Februar u. zu Anfange des März ab; die Eier des Kohlweißlings aber, sobald sie angeschmeißt worden. Den Kohl säubert man von den R. am geschwindesten, indem man die Pflanzen, wenn die Abendkühle eingetreten ist, stark schüttelt, daß die R. auf die Erde fallen, wo sie erstarren u. sich nicht wieder erholen können. Dem Menschen werden einige durch Gespinnst (die Seidenraupe) nützlich. Ein Buch, in welchem die verschiedenen R. beschrieben werden mit Angabe der Zeit, wenn sie erscheinen u. wie die den Bäumen schädlichen am leichtesten vertilgt werden können, heißt ein Raupenkalender, z.B. der Forstkalender von Leonhardi, Lpz. 1795. Vgl. Vogl, Chronologischer Raupenkalender, Berl. 1837; Ratzeburg, Die Waldverderber u. ihre Feinde, 5. Aufl. Berl. 1860, u. Freyer, Die schädlichen Schmetterlinge Deutschlands, Augsb. 1839.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 854-856.
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