Schablone

[42] Schablone, 1) Modell, Form, Lehre (Leere), Muster, wornach etwas gebildet wird; Breter, Bleche, Pappe od. Papier, die nach dem Profil der Oberfläche des zu bearbeitenden Gegenstandes ausgeschnitten sind, z.B. bei Simsen, Säulen, bei Verfertigung der Glockenform, der Theile des Gewehrschlosses, bei Drechsler- u. Metalldreh-, Klempner-, Töpferarbeiten, Verfertigung von Spielwaaren etc. Der Maler u. Tüncher bedient sich Schablonen, bei welchen die Umrisse von Figuren, Blumen u. dgl. in Pappe od. Papier ausgestochen od. ausgeschnitten sind; die S. wird im letztern Falle an die Wand gehalten u. aus einem kleinen Beutel Kohlenstaub darauf gepocht, wodurch der Umriß auf der Wand dargestellt wird etc. Daher über die S. arbeiten, Theile eines oft wiederholten Ganzen so nach der S. bearbeiten, daß er an den entsprechenden Theil der übrigen stets paßt. Wahrscheinlich kannten sie die Römer schon, indem sie S-n zur Blechschreibekunst auf Papier legten u. über die Einschnitte flüssige Farbe strichen; Justinian besaß ein Goldblech, worein sein Namenszug eingeschnitten war, womit er auf die angegebene Weise seinen Namen unterzeichnete; spätere Fürsten hatten ähnliche Vorrichtungen. Kurz vor u. zur Zeit der Erfindung der Buchdruckerkunst verfertigte man ganze Bücher so. Noch später wurden Choralbücher durch Blechschreibekunst angefertigt, u. noch jetzt bedient man sich der Blechschablonen zum Zeichnen von Waarenballen, Kisten, zum Zeichnen von Wäsche, zum Beschreiben von Zeichnungen. Auch zum Malen u. Coloriren, z.B. von buntem Papier, Spielkarten, Blumen, Bildern u. dgl. wendet man S. an (Schablonenmalerei), indem man den einzelnen Farbentönen, Schattirungen etc. besondere S-n gibt u. sie nach einander aufsetzt. Zum Stechen von S-n für Weißwaarenstickerei bedient man sich der Schablonenstech- od. Stüpfelmaschine, deren Zweck darin besteht, einen Griffel, worin eine Nadel auf- u. niedergeführt wird, auf den Linien einer Musterzeichnung so fortzuführen, daß dieselben durch schnell u. eng aufeinanderfolgende Nadelstiche durchlöchert, sowie gleich auf mehre Papierunterlagen übertragen wird. Die Construction ist im Allgemeinen die, daß von einem mit dem Fuße in Bewegung zu setzendem Schwungrade aus durch Schnuren ohne Ende, über Leitrollen an einem Balancier hingegeführt, eine im Griffel befindliche Schnurscheiben mit dieser eine excentrische od. Kurbelscheibe in Umdrehung versetzt wird, welche letztere die damit verbundene Nadel auf u. nieder bewegt. Die S-n werden dann in der Weise verwendet, daß mittelst eines Filzwischers ein mit Farbstoff versetztes, seines Harzpulver durchgerieben u. auf dem Stoffe durch eine heiße Plattglocke fixirt wird. Auch für andere Zwecke bildet die Schablonenstechmaschine ein vortheilhaftes Übertragungs- u. Vervielfältigungsmittel. 2) das Formenbret der Glockengießer, s.d.; 3) der vierte Theil eines Brunnenkranzes, s.u. Brunnen 1) B); 4) in bildlicher Bedeutung, so v.w. starre Form; daher nach der S. arbeiten so viel heißt als[42] nach ein u. derselben Form verschiedene Verhältnisse ohne Rücksicht auf deren inneres Wesen behandeln.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 42-43.
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