Scheinbare Entfernung

[120] Scheinbare Entfernung, der Winkel, unter welchem zwei Sehobjecte dem Auge nebeneinander erscheinen. Die Entfernung eines einzigen Gegenstandes von uns bestimmen wir durch die Empfindungen, welche sich mit der Entfernung der Gegenstände ändern. Man schätzt die s. E. nach dem Sehwinkel bei bekannter Größe des Gegenstandes; nach dem Winkel, welchen die beiden auf den Gegenstand gerichteten Augenachsen machen (daher Einäugige nicht gut Entfernungen schätzen können); nach der Helligkeit des Objects; nach dem Grade von Deutlichkeit u. Reinheit, womit wir sehen; durch Vergleichung des Objects mit andern in der Nachbarschaft u. zwischen ihm u. dem Auge befindlichen, der Größe nach bekannten Objecten. Dagegen heißt Scheinbare Größe der Winkel, welchen die beiden von den beiden Endpunkten des Durchmessers irgend eines irdischen od. himmlischen Objectes aus nachdem Auge eines Beobachters gezogenen, geraden Linien an diesem Auge mit einander bilden. Für ein u. dasselbe Object wird dessen scheinbare Größe desto kleiner, je größer die Distanz zwischen dem Beobachter u. Object wird. Heißt diese Distanz, Δ, d der. [120] Durchmesser des Objects, a die scheinbare Größe von d, so findet sich die Gleichung d = 2 Δ tg2/a, also tg2/a = d/(2Δ) u. ebenso für einen andern Gegenstand vom Durchmesser d' im Abstand Δ' tg2/a' = d'/(2Δ') ist nun Δ = Δ', so erhält man tga/2 = d/d'(tga'/2) u. tga'/2 = d'/d(tga/2) Schraubenmikrometer, Heliometer, Höhenmesser u.a. Instrumente dienen zur Bestimmung dieser scheinbaren Größe.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 120-121.
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