Sfondrati

[928] Sfondrati (Sfondrate), 1) Franz, geb. 1493 in Cremona, studirte die Rechtswissenschaften u. lehrte darauf das Bürgerliche Recht in Padua, Pavia, Bologna, Rom u. Turin; außerdem wurde er als ein staatskluger Mann vom Herzog Franz Sforza von Mailand u. vom Kaiser Karl V. mit Missionen betraut, namentlich schlichtete er die damals Siena bewegenden politischen Parteikämpfe. Nach dem Tode seiner Gemahlin Anna geb. Visconti widmete er sich dem Dienst der Kirche u. wurde unter Paul III. Bischof von Cremona u. Cardinal; auf Befehl des Papstes schrieb er die Bemerkungen zum Augsburger Interim von 1548 u. st. 31. Juli 1550 in Cremona. Außer einigen juristischen Schriften schrieb er De raptu Helenae (Epos), Vened. 1559. 2) Nicolaus, jüngerer Sohn des Vor., wurde 1590 als Gregor XIV, Papst, s. Gregor 26). 3) Cölestin, geb. 1649 in Mailand, studirte in dem Kloster St. Gallen u. wurde dann hier Benedictiner; er lehrte erst Theologie in Kempten u. dann Theologie, Philosophie u. Canonisches Recht in St. Gallen, wo er auch Official wurde; 1679 wurde er Lehrer des Canonischen Rechtes in Salzburg u. trat hier in mehren Schriften gegen den französischen Clerus, welcher sich den Anmaßungen des Römischen Stuhles widersetzte, als Vertheidiger der unbeschränkten Hoheit des Papstes auf. Er wurde deshalb von Innocenz XI. zum Bischof von Novara ernannt, zog aber dafür die Wahl als Fürstabt von St. Gallen vor; 1695 rief ihn Innocenz XII. als Cardinal nach Rom, wo er 4. Sept. 1696 starb. Er gab heraus Secretum D. Thomae revelatum, Kempt. 1668, u. schr.: Dispensatio de lege, Salzb. 1681; als Eugenius Lombardus Regale sacerdotium Romani Pontificis assertum et IV propositionibus cleri Gallicani explicatum, 1584; Gallia vindicata, St. Gallen 1687, 1688, Mant. 1701; Legatio Marchionis Lavardini Romam ejusque cum Innocentio XI. dissidium (für die von dem Papst aufgehobene Quartierfreiheit der Gesandten), 1688; Tractatus regaliae contra clerum Gallicanum, 1689; seine nach seinem Tode erschienene Schrift Nodus praedestinationis ex sacris literis doctrinaque Augustini et Thomae, quantum homini licet, dissolutus, Rom 1697, fand wegen seiner Opposition gegen die streng römische Kirchenlehre rücksichtlich der Gnade, Erbsünde etc. bei mehren französischen Bischöfen Anstoß, welche deshalb, wiewohl vergebens, die Verdammung derselben in Rom verlangten; sein Cursus philosophicus monasterii St. Galli kam St. Gallen 1699, seine Disputatio jurid. de lege in praesumptione fundata, Salzb. 1718 heraus.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 928.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: