Türken [2]

[945] Türken, ein Volksstamm, welcher seiner Sprache nach, welche den allgemeinen Charakter der Tatarischen Sprachen theilt, zur Mongolischen Race gehört, seiner Gesichtsbildung nach aber, wenigstens bei den westlichen Stämmen (Osmanen), von Einigen zur Kaukasischen Race gerechnet worden ist. Wahrscheinlich ist diese Veränderung des Gesichtstypus durch vielfache Mischungen mit Indo-Germanen entstanden. Obwohl seit lange ohne politische Einheit, verständigen sich doch alle Glieder noch so ziemlich. Mit Ausnahme der unter russischer u. chinesischer Botmäßigkeit sind sie unabhängig u. haben sich meist andere Völker unterworfen, wie die Usbeken, die ursprünglich persischen Bewohner (Tadschik) der Kleinen u. Großen Bucharei, die Kadscharen Persiens. Sie sind Muhammedaner bis auf die Jakuten in Sibirien, welche Schamanen sind, u. haben die arabische Schrift, bis auf die Osttürken (Uiguren, s.d.), welche ihre eigene Schrift haben. Ursprünglich waren alle T. Nomaden; einige Stämme in Sibirien sind aber verkommen u. zu Jäger- u. Fischervölkern herabgesunken, andere Stämme sind in den eroberten Culturländern seßhaft geworden. Der berühmteste Stamm sind die Osmanen, deren Herrschaft sich in Europa, Asien u. Afrika verbreitet hat; ihr Hauptsitz ist in Kleinasien, von wo sie sich bis Armenien u. in die Ebenen des Euphrat u. Tigris u. auf das syrische Plateau erstrecken; in Europa sind sie wenig zahlreich, meist Beamte, Soldaten u. Handwerker; noch geringer in ihre Zahl in Afrika; im Ganzen rechnet man in[945] der Asiatischen Türkei 10–11 Mill. Türken; s. Türkisches Reich. Die anderen bekannteren türkischen Stämme sind die Ost türken (Uiguren, chines. Hoei-thseu) unter China in der Kleinen Bucharei u. in Ili; die Turkmanen (Truch-manen) an der Ostseite des Kaspischen Meeres bis Khokand, aber auch in Persien, Kleinasien, Schirwan, Daghestan, einzelne Stämme auch in Syrien u. im Kaukasus; die Usbeken in der Großen Bucharei bis zum Bolor; die Nogaier westlich vom Kaspischen u. nördlich vom Schwarzen Meere; die Kasanischen u. Wolgaischen Türken, die Kirgisen (s.d.) in ihren verschiedenen Horden, die Kümyken in den Nordostvorbergen des Kaukasus, die Wanderstämme (Iliat) in Persien, von denen die Kadscharen u. Afscharen am bemerkens-werthesten, die Sibirischen T. im Südwesten Sibiriens in 15 Abtheilungen unter eben so viel Namen, sowie endlich die Jakuten an der unteren u. mittleren Lena.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 945-946.
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