Wasserschraube

[919] Wasserschraube, Maschine zum Heben des Wassers auf kleinere Höhen; sie ist der Archimedischen Wasserschnecke (s.d.) im Princip ganz ähnlich, während aber diese eine um die gegen den Horizont geneigte Achse schraubenförmig gewundene, im Querschnitte kreisförmige Röhre (Schlange) enthält, besitzt die W. eine Spindel mit sehr dünnen u. weit von einander abstehenden, aus Holz od. Eisenblech hergestellten, im Querschnitt rechteckigen Schraubengängen, welche also ganz einer flachgängigen Schraube gleicht u. von einem Mantel ganz od. nur zum Theil umschlossen ist. Ist der Mantel fest mit der Spindel verbunden, so gleicht die W. einem langen Fasse od. Tonne u. heißt daher Tonnenmühle (s.d.); bei der gewöhnlichen od. holländischen W. dagegen umhüllt der Mantel die Spindel nur von unten, bildet also einen Trog od. Kumm. Der Kumm wird entweder wie der Mantel der Tonnenmühle aus hölzernen Dauben zusammengesetzt, od. aus Eisen od. Backsteinen construirt u. umschließt die Spindel möglichst eng, damit möglichst wenig Wasser durch den bleibenden Zwischenraum entweiche. Das offene untere Ende der W. wird in das Wasser eingetaucht u. die W. durch Menschenhände an einer Kurbel od. durch Elementarkraft umgedreht; liegt dabei die Spindelachse so gegen den Horizont geneigt, daß jeder Schraubengang abwechselnd emporsteigt u. sich wieder senkt, so wird beim Umdrehen das Wasser in den zwischen den massiven Schraubengängen liegenden, ebenfalls schraubenförmig gewundenen Kanälen emporbewegt u. ergießt sich endlich aus dem obern Ende der W. Die W. ist eine sehr vollkommene Wasserhebmaschine, ihr Wirkungsgrad ist mindestens 0,75; nach Mallet heben 9 Arbeiter an einer Tonnenmühle mit dreifachem Gewinde bei 35 Umdrehungen in 1 Minute stündlich 1358 Cubitfuß Wasser 101/2 Fuß hoch. Die holländische W. läßt sich auch zum Transport lockerer Massen benutzen, z.B. des Mehls; dann liegt aber die Achse gewöhnlich horizontal.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 919.
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