Mallet

[797] Mallet (spr. Mallä), 1) (eigentlich Malloch David), geb. um 1700 in Schottland, studirte in Edinburg, wurde Untersecretär des Prinzen von Wales u. st. 1765 in London; er schr.: Amintor and Theodora; Edwin and Emma u. William and Margaret (deutsch von H. Döring in dessen Gedichten, Jena 1816); Leben Bacons; Werke, Lond. 1759, 3 Bde. 2) Paul Henri, geb. 1730 in Genf, wurde 1753 Professor in Kopenhagen, Lehrer des damaligen Kronprinzen u. nachherigen Königs Christian VII. u. 1761 Professor der Geschichte in Genf; er verließ zur Zeit der Französischen Revolution Genf u. lebte seit 1792 im Waadtlande, kehrte aber 1801 nach Genf zurück, verlor durch den Revolutionskrieg fast alle seine Einkünfte u. sein Vermögen u. st. 1807. Er schr.: Introduction à l'hist. de Danemarc, Kopenh. 1755 u. 1765 (ins Dänische u. Englische übersetzt); Monumens de la mythologie et de la poesie des Celtes, ebd. 1756; Hist. de Danemarc, ebd. 1757, Lyon 1765–59, Genf 1771–77, 5 Bde. (deutsch, Greifsw. 1765–69); Hist. de la maison de Hesse, Kopenh. 1765–85, 4 Bde. (deutsch, 1777); Hist. de la maison de Brunsvick, ebd. 1767–85, 4 Bde.; Hist. des Suisses, Genf 1803, 4 Bde.; De la ligue hanseat., ebd. 1805. 3) Jacques Andreas, geb. 1740 in Genf, studirte dort u. in Basel; beobachtete 1769 den Durchgang der Venus durch die Sonne u. st. 30. Jan.1790. 4) Jacques M. du Pan, geb. 1749 in einem Dorfe am Genfersee; wurde 1772 Professor der Französischen Sprache in Kassel, ging 1773 nach London u. unterstützte dort Linguet in seinen literarischen Arbeiten, trennte sich aber bald von ihm; gründete 1779 in Genf die politische Zeitschrift Mémoires historiques etc., ging 1782 nach Paris, gründete dort das Journal historique u. schr. seit 1788 den politischen Theil des Mercure de France; hier war er, der Mitwissenschaft an dem Fluchtversuche des Königs Ludwigs XVI. verdächtig, oft in Lebensgefahr. Im Frühjahr 1792 reiste er im Auftrag Ludwigs nach Frankfurt, um die deutschen Fürsten zu einer Intervention zu vermögen, so wie den in Coblenz weilenden, ausgewanderten französischen Prinzen einen Bericht über die damalige Lage in Frankreich zu erstatten, scheiterte aber mit seinen Bemühungen, ging dann wieder nach Lausanne, 1793 nach Brüssel u. von da nach Bern, von wo aus er an die Höfe von Wien, Berlin u. London Bericht erstattete; wegen seiner Angriffe auf Bonaparte aus Basel verwiesen, ging er 1796 nach Zürich, im Winter 1797–98 nach Freiburg i. Br. u. 1798 nach London, gab dort den Mercure britannique heraus u. st. 10. Mai 1800 in Richmond. Er schr.: Du principe des factions, 1791; Considérations sur la nature de la révolution de France, Lond. 1793 (deutsch von F. Genz, Berl. 1794, u. von G. Schatz, Lpz. 1794). Seine Mémoires et Correspondance, herausgeg. von Sayous, Par. 1851, 2 Bde. 5) Claude François, geb. 1754 in Dole; trat im 16. Jahre in die königlichen Haustruppen, wurde als Capitän verabschiedet, trat aber beim Ausbruch der Revolution als Capitän wieder ein u. wurde 1793 Generaladjutant u. 1799 Brigadegeneral. Unter Massena zeichnete er sich in Italien aus, erhielt aber 1805 wegen republikanischer Gesinnung den Abschied, wurde bald darauf verhaftet u. bis 1812 detinirt. Da beschloß er, die weite Entfernung Napoleons in Rußland benutzend, die kaiserliche Herrschaft zu stürzen u. die republikanische Regierung an ihre Stelle zu setzen. General Lahorie, sonstiger Chef vom Generalstabe Moreaus, u. General Guidal, beide ebenfalls Staatsgefangene, u. einige andere Gefangene waren seine einzigen Mitverschwornen. Er ließ sich unter dem Vorwande einer Krankheit nach einem Krankenhaus bringen, stieg dort in der Nacht von 20. zum 21. Oct. 1812 aus dem Fenster, begab sich zu dem Obersten des 2. Regiments der Pariser Nationalgarde u. gab vor, daß der Kaiser den 7. Oct. in der Gegend von Moskau getödtet worden sei, zugleich zeigte er ein untergeschobenes Decret des interimistisch eingesetzten Senats vor, in welchem M. zum Commandanten von Paris ernannt wurde. Der Oberst glaubte ihm, eben so der Bataillonschef Souillier, Commandeur der 10. Cohorte, welcher seine Cohorte nach dem Stadthaus führte u. dies in Mallets Namen besetzte. Hier überredete er selbst den Präfecten von Paris, Grafen Frochot, von dem Tode des Kaisers. Unterdessen waren die Gehülfen M-s, Lahorie u. Guidal, aus ihren Gefängnissen befreit worden, Letzter verhaftete im Hôtel de la police den Polizeiminister Savary u. setzte Lahorie an dessen Stelle. Nun begab sich M. mit einigen Soldaten nach dem Hôtel des Commandanten von Paris, des Generals Hullin, u. schoß demselben, da er den Tod des Kaisers nicht glauben wollte, eine Pistolenkugel durch den Leib, ohne ihn jedoch zu tödten. In diesem Augenblick kam der Adjutant des Commandanten Laborde in das Zimmer u. verhaftete M. Die Gehülfen desselben wurden arretirt, sämmtlich vor ein Kriegsgericht gestellt u. mit M. am 27. Oct. Nachmittags auf der Ebene von Grenelle erschossen. Vgl. Lemare, M., ou coup d'oeil sur l'origine etc. des conjurations, Par. 1814; Lafon, Histoire de la conjuration de M., ebd. 1814; Histoire des sociétés secrètes de l'armée, ebd. 1815.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 797.
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