Savăry

[18] Savăry, 1) Jacques, geb. 1622 in Douai; war Großhändler daselbst u. starb 1690; er hatte Antheil an dem 1673 erschienenen Code marchand u. schr.: Le parfait négociant, Par. 1675 u.ö., auch ins Deutsche übersetzt. 2) Philemon Louis, Sohn des Vorigen; Canonicus in Paris; st. 1716; er bearbeitete das Dictionnaire universel de commerce, Par. 1723, 2 Bde., Fol., 6. Aufl. Genf 1752, 5 Thle., Kopenh. 1759–65, 2 Bde., Fol. 3) Anne Jean Marie Réné, Herzog von Rovigo, der Sohn eines Offiziers, geb. 26. April 1774 zu Marc in der Champagne; er trat 1789 als Lieutenant in die Cavallerie u. kam 1793 als Capitän in den Generalstab der Rheinarmee unter Moreau u. Dessaix, zeichnete sich bei mehren Gelegenheiten aus, wurde Obristlieutenant, folgte Dessaix als dessen Adjutant nach Ägypten u. Marengo, wurde Obrist u. nach dessen Tode bei Bonaparte Adjutant, General u. Commandeur der Elitengensdarmerie der Garde; er besaß Bonaparte's Vertrauen in solchem Grade, daß er seit 1862 die geheime Polizei desselben überkam; 1804 war er bei der Verurtheilung des Herzogs von Enghien zu Vincennes u. betrieb dessen Hinrichtung, obgleich er die Theilnahme an dieser That später läugnete. Er wurde 1805 Divisionsgeneral u. von Napoleon 1805 nach der Schlacht bei Austerlitz in geheimer Sendung an den Kaiser Alexander geschickt. 1806 begleitete er Napoleon nach Preußen, befehligte nach der Schlacht bei Jena bei der Verfolgung ein Cavalleriecorps, erhielt dann den Oberbefehl über die Blockadecorps von Hameln u. Nienburg, commandirte 1807 in Polen das Lannesche Corps während dessen Unpäßlichkeit am Bug u. der Narew u. lieferte den Russen am 16. Febr. die Schlacht von Ostrolenka. Nach der Schlacht bei Friedland ward er von Napoleon zum Herzog von Rovigo u. zum Gouverneur von Ostpreußen ernannt u. betrieb nach dem Tilsiter Frieden in Petersburg die Trennung Rußlands von England; 1808 abberufen, ging er zur Zeit der Revolution von Aranjuez nach Spanien, erhielt nach der Abdankung Karls IV. den Oberbefehl über die französischen Truppen in Spanien, begleitete dann Napoleon nach Erfurt, nach Spanien u. 1809 in den Österreichischen Feldzug. Hier erhielt er den Auftrag um jeden Preis von Abensberg aus, wo der Kaiser war, zu dem Davoustschen Corps an der Donau durchzudringen u. diesem Ordres zu überbringen u. führte diesen Befehl mit 100 Reitern glücklich aus. 1810 ernannte ihn Napoleon zum Polizeiminister; die Verschwörung Mallets 1812 entging ihm aber, u.[18] er war bereits 24. Oct. durch Lahorie u. Guidal verhaftet u. nach la Force gebracht, als die Verschwörung noch erstickt wurde. 1814 war er Mitglied der Regentschaft u. lebte nach der Abdankung Napoleons entfernt von Geschäften. Nach Napoleons Rückkehr zum Pair u. Generalinspector der Gensdarmerie ernannt, wollte er Napoleon nach Helena begleiten, was aber die Briten nicht zugaben, vielmehr wurde er nach Malta geführt u. dort sieben Monate lang gefangen gehalten. Endlich entkam er aus dem Lazareth, wohin er unter einer vorgewendeten Krankheit gebracht worden war. Er floh 1816 nach Smyrna u. blieb dort, während er in Paris der Verrätherei angeklagt u. 25. Dec. in contumaciam zum Tode verurtheilt wurde. Er lebte hierauf seit 1817 in Österreich, seit 1818 wieder in Smyrna u. ging, da er dort mehre Anfechtungen zu leiden hatte, 1819 nach England u. von da, ungeachtet des gegen ihn in Kraft bleibenden Todesurtheils, nach Paris, um dort Gerechtigkeit zu verlangen. Vertheidigt von Dupin dem Älteren, wurde er von dem Kriegsgericht freigesprochen u. in seine vorigen Würden restituirt, blieb aber ohne Anstellung; er mußte sogar, bei der Revision des Enghienschen Processes stark compromittirt, Frankreich verlassen u. ging nach Rom. Nach der Julirevolution 1830 kehrte er nach Frankreich zurück u. wurde im Dec. 1831 an Clauzels Stelle nach Algier geschickt, wo er viel Energie entwickelte, 1833 aber durch Clauzel wieder ersetzt wurde; er starb 1833 in Paris. Seinen Titel erbte sein Sohn Réné S. (geb. 1814). Er schr.: Sur la catastrophe du Duc d'Enghien, Par. 1823; Mémoires, Rom 1828, 8 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 18-19.
Lizenz:
Faksimiles:
18 | 19
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika