Zwirnmaschine

[776] Zwirnmaschine (Zwirnmühle), 1) eine Maschine zum Zwirnen von baumwollenem, wollenem od. leinenem Garn; die zu zwirnenden Fäden sind gewöhnlich jeder auf eine besondere Spule aufgewickelt. Das Zwirnen erfolgt auf der Handspindel (s. Spinnen 1) A) a) od. auf dem Zwirnrade (s.d.), bei fabrikmäßiger Herstellung des Zwirnes aber auf einer Z. Bei den älteren Z-n werden die zusammen zu zwirnenden Fäden erst in parallelen Lagen sämmtlich auf eine einzige Spule gewickelt (duplirt od. doublirt); eine Anzahl solcher Spulen wird dann lose auf senkrechte eiserne Spindeln gesteckt, welche durch Riemen od. Schnuren ohne Ende umgedreht werden u. so die Fäden zusammenzwirnen; jede Spindel trägt nämlich (ähnlich wie die Spindel des Trittrades, vgl. Spinnrad 1) b) einen Flügel, um den Faden von der Spule in die Richtung der Spindel zu leiten, von wo er auf einen langen liegenden Haspel aufgewickelt wird; durch die Umdrehung des Haspels werden alle Fäden mit gleichmäßiger Geschwindigkeit von den Spulen abgezogen u. erhalten auf eine jede dem Haspelumfange gleichkommende Länge so viel Drehungen, wie viel Umgänge jede Spindel während eines Haspelumganges machen; die Spindeln drehen sich dabei genau so, als ob sie den Faden auf die Spulen aufwickeln sollten. Bei den neueren Z-n sind die mit einfachen Fäden angefüllten Spulen im oberen Theile des Gestells angebracht u. zwei od. mehr Fäden laufen von eben so viel Spulen durch ein Drahtringelchen, werden zwischen zwei Vorziehwalzen mit gleichbleibender Geschwindigkeit u. in gleichem Maße herausgezogen u. gelangen dann auf eine der Zwirnspindeln, von welcher sie zusammengedreht u. auf deren Spule sie aufgewickelt werden. Solche Spindeln machen bis 4500 Umläufe in einer Minute. Da diese Anordnung mit der Waterspinnmaschine (vgl. Spinnmaschine 1) c) große Ähnlichkeit hat, so nennt man solche Maschinen im Besonderen Waterzwirnmaschinen. Auch nach Art der Jennymaschine läßt sich eine Z. bauen; auf dem Wagen derselben befinden sich die mit einfachen Fäden gefüllten Garnspindeln u. die Presse u. der Wagen wird von den sich drehenden Zwirnspindeln u. eggefahren. Die Mulezwirnmaschine ist der Mulespinnmaschine nachgebildet, hat aber blos ein Vorziehwalzenpaar; der Wagen muß aber etwas langsamer gehen als der Umfang der Walzen, da nicht nur kein Ausziehen des Fadens möglich ist, sich vielmehr der Faden beim Zwirnen verkürzt. Die Doublirweise hat zwei Reihen senkrechter Spindeln, welche unabhängig von einander von einer großen zwischen ihnen liegenden hölzernen Trommel mittels Schnuren ohne Ende umgedreht werden; jede Spindel trägt nahe an ihrem oberen Ende eine hölzerne Scheibe mit drei bis sechs über den Umfang gleichmäßig vertheilten Spindeln, deren jede eine lose aufgesteckte, mit einfachem Garn bewickelte Spule erhält; die zusammenzuzwirnenden Fäden laufen durch Furchen in einen Kegel, in welchem die durch ihre Umdrehung die Zwirnung bewirkende Hauptspindel endet, nach einem Drahtring u. dann auf einen Haspel. Leinen- u. auch Baumwollgarn wird oft naß gezwirnt, weil es sich da leichter u. dichter zusammendreht; man legt dann entweder die Spulen vorher ins Wasser, od. läßt die Fäden vor dein Zusammendrehen durch einen Wassertrog gehen. 2) So v. w. Seidenzwirnmaschine.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 776.
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