Gedenken

1. Daran einer am meisten gedenckt vnd davon einer offt red, das hat er lieb.Lehmann, 467, 100.


2. Der böss gedenckt, dem gibt Gott böss.Lehmann, 240, 46.


3. Der gedenckt allweg zu sterben, der kan nimmermehr verderben.Henisch, 1403, 46.


4. Es gedenkt mich auch noch, sagte des Schultheissen Frau im neuen Schurz und Kurssen, zu den Weibern, dass ich euersgleichen war.Fischart, Gesch.

»Sizt still, sizt still, sagt jenes Schultheissen Fraw im newen Schurtz vnd Kurssen zu den Weibern, die zu dem Evangeli auffstunden, es gedenckt mir auch, dass ich ewers gleichen war.« (Kloster, VIII, 279.)


5. Es ist einem andern gedacht vnd mir bescheret.Henisch, 1403, 34; Gruter, I, 32.


6. Es mag einer gedencken, was er will, aber reden muss er, was sich gezimt.Lehmann, 239, 27.


7. Gedenck an den Tag, den niemand vermeiden mag.Henisch, 1405, 57.


8. Gedenck der vier letzten stuck, dess Todts, dess Gerichts, der Hölle vnd dess Himmels. Henisch, 1405, 59.


9. Gedencken ist die beste Arznei vor ein schlecht Gedächtniss.

Lat.: Saepe recordari medicamine fortius omni. (Seybold, 535.)


10. Gedenken der besten Zeit macht fliehn von Sünden weit.


11. Gedenken ist zollfrey.Pauli, Schimpf, XXVIIb.


12. Ma koan gedencken, dass kroancken Loiten nich wul ist.Gomolcke, 715; Frommann, III, 410, 398.


13. Vmb gedencken thut man niemand hencken.Franck, II, 88a.


*14. Er gedenckt, das sein Mutter ein Magd gewesen ist.Henisch, 1405, 3.

Lat.: Scit quomodo Jupiter duxerit Junonem. (Henisch, 1405, 4.)


*15. Er gedenkt an den russischen Monat. (Posen.)

Da das russische Jahr 13 Tage später beginnt, so endet es auch um so viel später. Man bedient sich nun dieses Sprichworts, wenn man gegen jemand einen Groll hat, ohne dass man, weil es die Umstände verbieten, die Strafe sofort in Vollzug setzen kann, um anzudeuten, dass aufgeschoben nicht aufgehoben sei, da es ja noch einen Monat hinter dem Jahre gebe.


*16. Habt yhr meiner auch gedacht?Agricola I, 488; Wurzbach II, 82.

Wenn man jemandes in übelm Sinne gedenkt. Agricola führt zur Erklärung der Redensart Folgendes an: »Ein Hertzog von Brunschwig hat einen vogt gehabt zu Wolffenbüttel. Dieser ist von seines herren wegen ynn der stadt vil leutten schuldig gewesen. Nur batten [1399] yhn die leutte, denen er schuldig war, er wolle yhr gedencken gegen dem Fursten vnnd anhalten, dass sie mochten bezalt werden. Wenn er nun von Wolffenbuttel ausszoge nach der Stadt zu, vnd vber die schlossbrucken reyt, sagte er: Alle plagen gehen den an, welcher mich heut manen wird. Die leutte fragten yhn, ob er yhr auch gedacht hette. Da sagte er: Ja, heut gedacht ich ewer, da ich daheym vber die brucke reytt. Es war aber ynn keinem guten (Sinn) geschehen.«


*17. Hettestu seiner ehe gedacht, er were ehe kommen.Tappius, 46a.


*18. Ich gedencks also bei mir selbs.Franck, II, 94a.


*19. Ich werde dir's gedenken.Struve, II, 29.


*20. Man gedencks nicht so lang, als der Schnee im Mertzen ligt.Lehmann, 780, 7.


*21. Man gedenckt sein, wie dess Pilatus ym Credo.Agricola I, 633; Gruter, I, 56; Henisch, 1405, 24; Guttenstein, I, 138; Schottel, 1138b.

Wenn man jemandes nur von einer übeln Seite erwähnt. Anspielung auf die Worte im Glauben: »Gelitten unter Pontio Pilato«, wo zwar dem Pilatus ein Gedächtniss gesetzt ist, aber nicht gerade zu seiner Verherrlichung.


*22. Man gedenckt seiner, wie dess Bileams in Mose, Judai in der Passion und dess Pilati im Credo.Mathesy, 395a.

»Zur Schmach und Schande


*23. Man gedenkt seiner, wie eines bösen Pfennigs.


*24. Ni gedocht und nie gebrocht.

Jüdisch-deutscher Fluch.


*25. 'S gedenkt mich nôg ungeschân ze sin, das Dink. (Schles.) – Frommann, III, 247, 213.


*26. War koan a oalles gedencken!Gomolcke, 1060.


[Zusätze und Ergänzungen]

*27. Man gedenkt seiner im Vaterunser.

D.h. in der siebenten Bitte.


*28. So wenig gedenken als das Wasser, das vorüber gehet.Hiob 11, 16; Fabricius, 28.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
Lizenz:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Angelus Silesius

Cherubinischer Wandersmann

Cherubinischer Wandersmann

Nach dem Vorbild von Abraham von Franckenberg und Daniel Czepko schreibt Angelus Silesius seine berühmten Epigramme, die er unter dem Titel »Cherubinischer Wandersmann« zusammenfasst und 1657 veröffentlicht. Das Unsagbare, den mystischen Weg zu Gott, in Worte zu fassen, ist das Anliegen seiner antithetisch pointierten Alexandriner Dichtung. »Ich bin so groß als Gott, er ist als ich so klein. Er kann nicht über mich, ich unter ihm nicht sein.«

242 Seiten, 11.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon