Magd

[322] 1. Als die Magd vom Golde geträumt, griff sie in Kindes Dreck.


2. Alte Mägde verstehen das Mädchen.


3. Aus einer Magd wird nie eine Dame.

Lat.: Ancilla semel, nunquam hera.


4. Auss hesslichen Mägden werden hübsche Weiber.Gruter, III, 7; Lehmann, II, 36, 76; Petri, II, 29.


5. Auss hurtigen (flinken, rüstigen) Megden werden faule Weiber.Henisch, 1021, 40; Petri, II, 29.


6. Auss schönen Mägden werden hessliche Weiber.Petri, II, 59.


7. Das ist eine treue Magd, sprach der Pfaffe, da sie ihm zwei Knäblein geboren und eins hätte unterschlagen können.Eiselein, 442; Hoefer, 837, 26.


8. Der Magd Sonntag ist der Kühe stiller Freitag.Petri, II, 100; Henisch, 1207, 26; Sailer, 106; Simrock, 6036.


9. Die Magd denkt, man meint die Gänse, wenn man von Vögeln spricht.


10. Die Magd hat 's Fenster zerschlagen, sagte der Knecht; der Knecht hat's zerschlagen, sagte die Magd.

Einer schiebt die Schuld auf den andern. Die englischen Neger in Surinam drücken denselben Gedanken durch das Sprichwort aus: Das Gespenst stört (beunruhigt) mich, sagte der Mensch; der Mensch stört mich, sagte das Gespenst. (Wullschlägel.)


11. Die Magd ist oft schöner als die Frau.

Frz.: La servante est plus belle que la maîtresse. (Kritzinger, 647a.)

It.: Val più la giunta che la carne. (Kritzinger, 647a.)


12. Die Magd zieht (wol, oft) des Knechtes Hosen an.


13. Dorthinaus, sagte die faule Magd zu Petro, als er sie nach dem rechten Wege fragte, und reckte das Bein aus.Mathesy, 1598.


14. Ein fleissige Magd ist ein edel Hauptkleinod.Petri, II, 184.


15. Ein hessliche Magd verstellet den Tantz wie die fliegen einen Haberbrey.Henisch, 1146, 58; Petri, III, 5.


16. Ein junge stoltze Magd, ein alte betlerin.Henisch, 345, 30; Petri, II, 206.


17. Ein Magd, die gibt, beut auss jhr Ehr; ein Magd, die nimpt, verkaufft jhr Ehr; ein Magd, die wil mit Ehren leben, die sol nicht nemen, auch nicht geben.Petri, II, 213; Henisch, 815, 23; Simrock, 6735; Körte, 4012; Venedey, 84; Braun, I, 2469.


18. Ein Magd mit'm Kind ist böss Hoffgesind. Petri, II, 213.


19. Ein schlimme Magd vnd loser knecht, die schicken sich zusammen recht.Petri, II, 224.


20. Eine alte Magd liegt dem Vater vberm Halse, wie ein Wetter vberm Dorffe.Mathesy, 357a.


21. Eine böss Magd ligt in Wochen ohn ein Mann.Petri, II, 171.


22. Eine gute Magd darf sich nicht selber loben.

Böhm.: Špatná to dĕvka, co se sama chválí. (Čelakovský, 101.)

23. Eine gute Magd wird eine gute Frau.Simrock, 6732; Körte, 4010; Braun, I, 2467.


24. Eine junge Magd beim Tanz sitzt nicht lang ohne Hans.

Holl.: Een jonge maagd woordt ras gevraagd. (Harrebomée, II, 45a.)


25. Eine junge Magd ohne Lieb und ein Markt ohne Dieb; ein alter Jud' ohne Gut, ein junger Mann ohne Muth, alte Scheunen ohne Mäus', alte Pelz' ohne Läus'; alte Böcke ohne Bart sind nicht natürlicher Art.Demokritos, II, 224.


26. Eine Magd allein spinnt selten klein (fein). Petri, II, 213.


27. Eine Magd, die einen Besen liegen lässt, hebt auch ein Fass nicht auf.Reinsberg I, 84.


[323] 28. Eine Magd, die einmal verliert die Ehr', die erhält sie nimmermehr.


29. Eine Magd, die vbel dient, kriegt einen bösen Mann.Petri, II, 213.


30. Eine Magd, die widerbellt, und eine Frau mit Latein lass nicht herein.


31. Eine Magd macht keinen dantz.Petri, II, 213; Egenolff, 334b; Eyering, II, 140.

Holl.: Eene maagd maakt geen' dans. (Harrebomée, II, 44b.)


32. Einer miesen (hässlichen) Maad darf mer koan Kuss geben.Tendlau, 914.

Da ihr so etwas nur selten begegnet, so plaudert sie es überall aus. Allgemein: Man soll sich mit einem Menschen von widerlichem Charakter nicht einlassen.


33. Einmal Magd, niemals Frau (Dame).

Die Spuren des niedern Herkommens lassen sich nicht leicht verwischen; oder auch: dienende Personen kommen selten zu hohen Ehren und grossem Glück.

Lat.: Ancilla semel, nunquam hera. (Philippi, I, 30; Seybold, 26.)


34. Es bleibt so manch eine Magd, weil niemand nach ihr fragt.

Holl.: Bregt is gestorven maagd, omdat het haar niet is gevraagd. (Harrebomée, II, 44.)


35. Es de Maged Brût, dann es met dem Denste ut. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 186, 38; Woeste, 73, 212.


36. Es ist nicht gut, wenn eine Magd Frau wird.


37. Es sind faule Megde, die gern Kinder tragen.Henisch, 1021, 10; Petri, II, 293.


38. Faule Mägd haben scharpff Messer.Henisch, 1021, 12; Petri, II, 309.


39. Genäschige Mägde machen aufmerksame Hausfrauen.

Aehnlich russisch Altmann VI, 492.


40. Ist die Magd jung, der Knecht alt, gibt es schweren Haushalt. (Eifel.)

Wenn sich zwei solche Personen heirathen.


41. Jene Magd sagt zur Kuh: sta; Marga, sta; wilt du mir nicht geben, so stoss vnd schlag mich nicht.Lehmann, 234, 32.


42. Junge Mägd, magere Küche.

Schlechte Pflege.


43. Keine Magd wird je Hausehr. (S. Hausehre 3.)

Lat.: Ne sit ancillae amor tibi pudori. – Quae semel ancilla nunquam hera Pallas. – Si qua ancilla semel fuit, haud unquam dominatur. (Eiselein, 442.)


44. Magd und Glas dulden (ertragen) nicht viel Spass.

Holl.: Glas en maagd dienen niet roekeloos gewaagd. (Harrebomée, II, 45a.)


45. Mägde, die, aufgeweckt, sagen: Ja, ja, schlafen wieder ein.Sailer, 154.


46. Man schilt oft die Magd, das der Sohn mercken soll, was er an jhm soll büssen.Henisch, 571, 1; Petri, II, 464.


47. Meine Magd hat eine Magd, mein Knecht einen Knecht. (Estn.)

Um zu sagen, dass weder Herr noch Frau ihre Schuldigkeit thun und mit dem Beispiel der Thätigkeit und Aufsicht Vorangehen.


48. Mir ist nicht wie allen meyden, die gern menner hetten.Agricola I, 365; Egenolff, 192a.


49. Neu Mähde un neu Bässeme de kerre gôt. (Köln.) – Firmenich, I, 475, 213.


50. Nigge Meagde laupet harde. (Westfr.)

Neue Mägde laufen stark.


51. Spröde Magd macht kühne Freier.

Holl.: Maagden-weigering is vrijers-geluk. (Harrebomée, II, 45a.)


52. Verliebte Magd ist bös zu hüten.

Schwed.: Mogen möö är ond at wachta. (Grubb, 531.)


53. Viel Megde habens besser, wenn sie dienen, als wenn sie jhren eigen Teller lecken. Petri, II, 574.


54. Wann die Magd zur Frauen wird, will sie Respect, wie er dem Adel gebührt.Chaos, 629.


55. Was die Magd im Kehricht findet, gehört ihr?


56. Welcher zun megden sich geselt, wird bald mit List in strick gefelt.

Lat.: Filo captus eris, ancillis si socieris. (Loci comm., 146.)


[324] 57. Wenn die Magd ein Hufeisen verloren hat, dann kommt die Hut zu spät.

Holl.: Het is te laat, eene maagd in hare eer te herstellen, als zij gefallen is. (Harrebomée, II, 45a.)


58. Wenn die Magd genascht, bekommt die Katze Prügel (oder: wird die Katze aus der Küche gejagt.)

Böhm.: Kocku bijí, a nevĕstu míní. (Čelakovský, 88.)

59. Wenn die Magd ligt im Betth, so sol der Knecht gehen ins Maat.Latendorf II, 32.


60. Wenn die Magd mit Schüsseln spielt, werden sie langsam gespült.Sailer, 277.


61. Wenn die Magd wird Frau im Haus, so jagt sie den Herrn zum Fenster hinaus.Simrock, 6734; Sailer, 169; Baumgarten, III, 39.


62. Wenn die Magd zu früh aufsteht, so versalzt sie die Suppe.


63. Wenn die Mägde sich zanken, kommt die Wahrheit an den Tag.

It.: Quando le serve trà di loro contrastano, all' hora si scopre la verità, che stava nascosta. (Pazzaglia, 403, 9.)


64. Wenn die Mägde tragen Mühlen (feine Schuhe), so haben die Köhe Fött (Aersche) wie Siehlen (Pfriemen). (Euskirchen.) – Boebel, 139.


65. Wenn eine Magd der andern begegnet, so halten sie miteinander Taschenmarkt.Luther.


66. Wer der Magd die Hände küsst, was Ehr' soll der der Frau thun.

Die Russen: Wer die Magd mit Ew. Hoheit anredet, wird keinen Titel für die Zarin finden. (Altmann VI, 476.)


67. Wer mit seiner Magd spielt (tändelt), macht sie zur Herrin seiner Frau.

Aehnlich russisch Altmann V, 81.


68. Wie die Magd die Suppe schmalzt (salzt), so ist sie.

Die Russen: Wie die Magd die Butter macht, so isst sie die Hausfrau. (Altmann VI, 486.)


69. Wie die Magd, so die Frau.Körte, 4011; Braun, I, 2468.

It.: Quando la patrona folleggia, la fante donneggia. (Körte, 4011.)


70. Wo die Magd soll lehren die Frau, da geht's (steht's) mit der Wirthschaft flau.

Schwed.: När pijgan skal lära maat modren, så löper bakfram i huusshället. (Grubb, 645.)


71. Wo die Mägde sich lange besinnen und die Frauen müssen spinnen, da wird man nicht viel gewinnen.


*72. Das ist eine andere Magd, heisst Else.


*73. Däs macht der Magd koi Kind. (Ulm.)


*74. Die Magd hat 's Kind lassen fallen.Luther's Tischr., 41a.


*75. Die Magd ist in Stücken fallen.Frommann, VI, 71.

Ist niedergekommen. – »Wann im die magd zu stucken felt.« (O. Schade, Satiren, Hannover 1856-58, II, 215, 692.) – »Wann einem Pfaffen seine Magd fellet vber den Schüsselkorb vnd bricht in zwei stuck, dass man ein theil muss zur Taufe tragen.« (Luther, Wider den falsch genannten geistlichen Stand des Papstes und der Bischöffe.)


*76. Eine Magd wie die Frau.

Als wäre sie die Frau, die Herrin.

Jüd.-deutsch: E Pilsel wie e Balböeste. (Tendlau, 588.) Beide taugen nichts, »Pilsel« von dem französischen pucelle, pulcelle. »Balboeste« vom hebräischen baalath-habbajith (Hausherrin).


*77. Es ging ihr wie der Magd, der man den Dorn auszog.

Der (nach Fischart, Gesch.) vor Schmerz dabei etwas Menschliches begegnet sein soll.


*78. Gib der Magd ein Trinkgeld.


79. An Magd, die glei singt, und on a Hund, dâr glei bellt, sein nischt wârt. (Lusdorf bei Böhmisch-Friedland.)


80. Die faule Magd schläft, bis die Sonne ins Bett scheint.


81. Mägde, Jungfrawen vnd Kachelöfen sollen immer daheym bleiben.Theatr. Diabolorum, 222a.


82. Wenn sich Mägd und Weiber schlagen, müssen sie die Flaschen tragen.Deutscher Hausschatz in Wort und Bild, V, 32.

Am a.O. heisst es: »Wer nach der freundlichen Stadt Bautzen in der Lausitz kommt, der versäume nicht, dort sich im Museum des Büttels Flasche zeigen zu lassen, unter der man sich nur kein gläsernes Gefäss vorstellen darf. Es ist vielmehr ein Sandstein, wie er im Mittelalter und bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts von Weibern zur Strafe getragen werden musste, namentlich von solchen, die durch Rauferei, Trunksucht u.s.w. ein öffentliches Aergerniss gegeben hatten. Die bautzener Flasche, die früher am Rathhause hing, ist aus Sandstein, 33 Pfund schwer und mit einem eisernen Gehänge versehen, das der zum Flaschentragen Verurtheilten um den Hals gelegt wurde. Darauf abgebildet sind zwei keifende Weiber, ringsum steht obige Inschrift. Noch im Jahre 1678 musste eine Frau mit diesem Steine am Halse dreimal um das bautzener Rathhaus wandern.«


83. Wo eine grosse Magd im Hause ist, da brüllt auch der Esel vor der Thür.Schuller, 43.


*84. Bei unserer Magd Brusttuch!Köhler, 26, 6.


*85. Bei unserer Magd Mäusefalle.Köhler, 221.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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