Interim

* Das Interim hat den Schalck hinter jhm.Herberger, I, 2, 825; Pistor., V, 58; Eiselein, 342; Simrock, 5243.

»Das Interim das hat ein Blutvergiessen gewisslich hinder jm.« (Theatrum Diabolorum, 488a.) Die Stimme des Volks über die zur Zeit der Reformation gegebenen Verordnungen, wie es mit den streitigen Punkten in Glaubenssachen gehalten werden solle, bis ein künftiges Concil die Streitigkeiten entscheide und Einigkeit in der Kirche herstelle. Wie sehr man indess allen unter diesem Vorwande gegebenen Verordnungen mistraute, zeigte der obige Spruch. Man traute der versöhnenden Sprache in den Interims protestantischerseits wenig und hatte guten Grund; denn die, welche von Glaubenseinheit reden, verstehen darunter Glaubenszwang, weil jene unmöglich ist. – Zinkgref (III, 28) erzählt: »Der Bischoff von Bamberg hatte an Markgraf Albrecht von Brandenburg geschrieben, dass er sein Land und Leute nach dem Buch Interim wolle reformiren. Der Markgraf antwortet ihm: Ihr habt mir das Buch Interim, zu Augspurg gemacht, zugesandt; ich send euch wiederumb ein Buch, auch zu Augspurg gemacht, von der Reformation der Geistlichkeit. Es ist billig, dass ihr Geistlichen uns Layen mit eim guten Exempel vorgeht. Sobald ihr Geistlichen eure Kirch werdet reformirt haben, will ich auch mein Land reformiren.« Von diesem Buch Interim sagt einer: »Das Buch Interim hat ein Schelmen hinder ihm.« Andere nennen es Intertitum, und durch eine Versetzung der Buchstaben: mentiri, d.i. Lügen. Ein Spanischer legt es den Teutschen also auss: I = Ihr, N = närrisch, T = Teutschen, E = euer, R = Reich, I = ist, M = mein. Ein anderer sagt von diesem Buch: »Närrisch Buch, närrischer Nam.«

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 963.
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