Karpfen

1. Der eigene Karpfen scheint jedem grösser als des andern Stör.


2. Der Karpfen hat ein schlechtes Fleisch, sagte der Hecht, als er vergeblich nach ihm geschnappt hatte.


3. Der Karpfen hat keinen Vortheil davon, dass der Mensch sein Fleisch schätzt.Altmann V, 102.


4. Der Karpfen von zehn Pfund ist ein Labsal für einen hungrigen Mund.


5. Jeder hält seinen Karpfen für einen Stör.Altmann V, 111.


6. Karpe is kaan Charpe (Schande); Hecht is mir recht; Salm is über all'm.Tendlau, 969.

Regel für Gutschmecker.


7. Karpfen sind träge Fische.


8. Lêr du mi Karpen kennen, min Vader wer sülwst en Fischer. (Holst.) – Schütze, II, 229; für Mecklenburg: Raabe, 9; hochdeutsch bei Simrock, 5427; Reinsberg IV, 62.

Wenn jemand einen andern belehren will, der selber weit besser unterrichtet ist. »Lerne mich nur keine Karpffen kennen, denn mein Vatter ist ein Fischer gewest.« (Simplic., I, 390.)


9. Man kann nicht immer Karpfen backen.

»Ob ich gleich von dir werd geschmecht, sol ich dir dancken vnd dess lachen. Ich kan nit immer Karpffen bachen.« (H. Sachs, Fastnachtspiel, CCCLXI, 2.)


10. Wenn die Karpfen abgestrichen, bleibt das Netz leer.

Benutze Zeit und Gelegenheit, nimm günstige Umstände wahr, du kannst es nicht immer.


11. Wenn man den Karpfen nicht fangen kann, so schilt (schimpft) man aufs Netz.Altmann V, 74; Reinsberg IV, 104.


12. Wenn man keine Karpfen hat, nimmt man mit Weissfischen (Karauschen) fürlieb. Altmann V, 103.


13. Wer Karpfen gekostet hat, kann nicht wissen, wie Forellen schmecken.

Die Russen: Am Kalkhuhn (kalekutischen Huhn) prüfen, wie der Fasan schmeckt. (Altmann VI, 390.)


14. Wer keine Karpfen hat, muss sich mit Karauschen begnügen.


[Zusätze und Ergänzungen]

15. Karpfen und Hahn gehn jederzeit an.

It.: Nè carpione nè cappone, non perdon mai stagione. (Giani, 308.)


16. Karpffen Zung, Hechten Leber, Barben Mäulgen verzehrt dem Reuter sein Apffelgraugäulchen.Zinkgref, IV, 20.


17. Wer Karpfen speiset, sich nicht als Narr erweiset.

It.: Chi mangia carpione, non è babbione. (Giani, 309.)


*18. Er neme nit ein karpffen darfür.

»Also wol gefelt es im, das mann also auff jn zeigt.« (Der drei Marien Salbung, XXII, 1a.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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