Schaufel

1. Die Schaufel, die dem Pferde sein Grab gräbt, wird's auch seinem Herrn graben.

Dem Tode kann keiner entgehen. Heute der Knecht, morgen der Herr; vor dem Tode sind wir alle gleich.


2. Die Schaufel lacht über den Schmied.


3. Die Schaufel macht keinen Bauer, die Lanze keinen Ritter.Winckler, XVI, 44.


4. Mit Schaufeln vnd Spaten bezahlt mancher, aber es soll einer nichts davon in Beutel stecken.Petri, II, 479.


5. Schaufel und Pflug zerstören unsere Vorfahren.


6. Wer die Schaufel eine Schüppe nennt, wird damit auf den Kopf geschlagen.

Holl.: Die eene schop eene schop noemt, wordt er well meê op den kop geslagen. (Harrebomée, II, 258b.)


7. Wer mit der Schaufel arbeitet, kann keine Seide spinnen.

Holl.: Die met de schop werkt, wil altijd steken. (Harrebomée, I, 258b.)


*8. Ebbes uf der Schûfla hô. (Vorarlberg.) – Frommann, III, 303.

Etwas begangen haben und dafür der Bestrafung gewärtig sein müssen.


*9. Énen die Schüffel geben.

Soviel wie den Korb; einen Freier abweisen. Im Dithmarschen: Se hefft (haben) die Schüffel bekommen. Schüffel, bei den alten und neuern Dithmarsen eine abschlägige Antwort des Mädchens (s. Korb). Wenn in einem Hause von den Brautwerbern Anspruch um ein Mädchen geschah und ihnen nach der ersten Unterredung eine Zeit zur Wiederkunft bestimmt worden war, so nahm man im Hause sich in Acht, dass nicht etwa eine Schaufel oder dergleichen bei der Hausthür ihnen aufstiess, weil dies die abgeschickten Boten für ein Zeichen der Weigerung nahmen. Wenn man im Gegentheil einen Freier vermuthete, der nicht angenehm war, so stellte man im Hause der verlangten Jungfrau zur Zeit, wenn man ihn erwarten durfte, eine Schaufel hinter die Thür, wodurch dem Kommenden der Antrag und der Verdruss der abschlägigen Antwort erspart wurde. Daher die obige Redensart soviel wie: Einem den Korb (s.d. 27) geben; er hat den Korb bekommen. Schüffeln, abschüffeln = einen Freier abweisen. (Schütze, IV, 76.)


*10. Er geht mit der Schaufel auf dem Rücken.

Muss sich sein Brot mit schwerer Arbeit sauer verdienen.

Holl.: Hij gaat met de schop op den rug. (Harrebomée, II, 258b.)


*11. Er hat etwas auf der Schaufel. (Rottenburg.)

Eine Schuld abzubüssen.


*12. Er hat Schaufel und Spaten in den Winkel gestellt.

Hat so viel erworben, dass er in Ruhe geniessen kann.

Holl.: Hij gift schop en spade weder terug. (Harrebomée, II, 258b.)


*13. Er hat Schaufel und Spaten mitgebracht.

Er wird wol hier sterben.

Holl.: Hij heeft schop en spade medegebragt. (Harrebomée, II, 258b.)


*14. Er wird mit der Schaufel bezahlen.

Wenn er todt ist, d.h. gar nicht.


*15. Hei hoat Schüppen an den Fingern, hei kann der siyne beste Môr (Grossmutter) met ut der Erde krassen. (Westf.)

Seine Fingernägel sind ungebührlich lang.


*16. Schauflen für den arss schlagen.Murner, Schelm., 40.

Von den Undankbaren, die aller Wohlthaten vergessen und Gutes mit Bösem vergelten. »Vmb guts gen böss, kein danck nit sagen, die schauflen für dz arssloch schagen.« – »Das gibt der schelm jn beide lohn, ... das sie sich billig klagen, er hab jn beid d' schauffeln gschlagen.« (Murner, Schelm., in Kloster, I, 876.)


*17. Se hefft de Schüffel bekamen. (Holst.) – Schütze, IV, 77.

Man fragt auch wol scherzweise: Sünd em de Schênen ôk blau?


[Zusätze und Ergänzungen]

18. Die Schaufel häuft an, der Spaten wirft auseinander.Schuller, 48.


*19. Einem mit der Schaufel nachschlagen.Mathesius, Sarepta, CCIIa.

D.i. ihn begraben.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1700.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:

Buchempfehlung

Lewald, Fanny

Clementine

Clementine

In ihrem ersten Roman ergreift die Autorin das Wort für die jüdische Emanzipation und setzt sich mit dem Thema arrangierter Vernunftehen auseinander. Eine damals weit verbreitete Praxis, der Fanny Lewald selber nur knapp entgehen konnte.

82 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon